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betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

ESTHER SLEVOGT

Im Sommer nimmt sich das Theater manchmal ganz leicht. Und auch als Zuschauer wird man nicht nass von vergossenem Dramaturgenschweiß, sondern höchsten vom Regen, und auch nur wenn open air Theater gespielt wird. Zum Beispiel im Naturpark Schöneberger Südgelände, wo die Berliner Shakespeare Company zwischen alten Bäumen und noch älteren Industrieanlagen unter freiem Himmel spielt: zurzeit William Shakespeares Stück „Die Zähmung der Widerspenstigen“, dessen etwas machistisch gedachte Geschlechterrolleninterpretation schon an sich eine Herausforderung ist. Der Schweizer Regisseur Tom Ryser hat aus der Geschichte von Petrucchio und Katharina nun eine zeitgemäße Liebesbeziehung gemacht. In der nächsten Woche steht dann die allerberühmteste Liebesgeschichte ever auf dem Freilicht-Programm. Genau: „Romeo & Julia“. (Shakespeare Company: „Die Zähmung der Widerspenstigen“, 18. und 19. 7., 20 Uhr, 20. 7., 19 Uhr)

Heiß geht es zurzeit auch im Weddinger Prime Time Theater zu, wo gerade eine Dschungelcamp-Parodie gespielt wird. In „Lost im Dschungel“ geht es um einem natürlichen Feind des Weddinger Ureinwohners: dem zugezogenen Pseudokünstler aus Prenzlauer Berg, der im Prime Time Theater schon immer „Prenzlwichser“ hieß. „Ich bin ein Niemand, nehmt mich wahr!“ wird also im Wedding gerufen und Prenzlwichser Claudio durchs Fegefeuer geschickt. (Prime Time Theater: „Lost im Dschungel“, 18.–22. 7., 20.15 Uhr)

In der Komischen Oper gastiert noch bis Sonntag die spektakuläre Tanz- und Technikshow „Momentum“ des international gefeierten Ensembles „Mayumana – The Show Revolution“ um die Regisseure und Choreografen Boaz Berman und Eylon Nuphar aus Tel Aviv. Es geht in „Momentum“ in einem atemberaubenden Mix aus Tanz, Akrobatik, Percussion, Hightechbühneneffekten und Spektakel um den Menschen, sein Ringen mit der Zeit, um Leben und Tod also. Am Rand stehen Sanduhren. Immer wieder wird der Rhythmus des Abends von drohendem Uhrticken angetrieben. Mayumana, von 16 Jahren aus einem israelischen Straßentheater hervorgegangen und inzwischen mit internationalen Spitzentänzern und -musikern besetzt, das ist Kunst und hohe Schule des Showbusiness in einem. Wenn sie nicht gerade um die Welt touren, machen die Aktivisten von Mayumana zu Hause in Tel Aviv neben der Arbeit an ihren Shows auch Workshops mit gefährdeten Kindern und Jugendlichen. Sie traten aber auch bei den offiziellen Feierlichkeiten zum 90. Geburtstag von Staatspräsident Schimon Peres auf. (Komische Oper: „Momentum“, 18.–21. 7., jeweils 20 Uhr)

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