Kein Denkmal für Dr. No

Er steht im Zentrum des größten Prozesses um Wirtschaftskriminalität in jüngster Zeit: Dirk Jens Nonnenmacher, Ex-Chef der HSH Nordbank. Wobei noch lange nicht erwiesen ist, dass er oder die anderen fünf ebenfalls angeklagten früheren Vorstandsmitglieder überhaupt ein ahndungswürdiges Vergehen begangen haben. Denn nicht wenige juristische Experten bezweifeln, dass sich die Grenze zwischen riskanten Geschäften und strafwürdiger Veruntreuung exakt definieren lässt. Wenn doch, droht Nonnenmacher neben einer Haftstrafe die Rückzahlung der Abfindung von 2,9 Millionen Euro.

Nonnenmacher, vor zwei Wochen 50 Jahre geworden, war seit Oktober 2007 Finanzvorstand der gemeinsamen Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein, von November 2008 bis März 2011 Vorstandschef. Der Mathematikprofessor, intern Dr. No genannt, war Nachfolger von Vorstandschef Hans Berger, der auf dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise geschasst wurde. Die riesigen Verluste der HSH hätten damals die Eignerländer fast in den Abgrund gerissen, insgesamt bürgen Hamburg und Schleswig-Holstein noch immer mit rund zehn Milliarden Euro.

Im Mittelpunkt der Vorwürfe gegen den Zwei-Meter-Mann mit dem stets gegelten Haarschopf steht ein kompliziertes Überkreuzgeschäft unter dem Codenamen „Omega 55“. Das habe nach Auffassung der Staatsanwaltschaft einen Schaden von 158 Millionen Euro verursacht, für den letztlich die öffentliche Hand und die Steuerzahler büßen mussten. Am Mittwoch nächster Woche soll der Prozess in der Hansestadt beginnen, bislang sind 40 Termine bis zum Januar nächsten Jahres festgelegt.

Der damalige Nordbank-Aufsichtsratsvorsitzende Hilmar Kopper indes sieht die Sache gänzlich anders: „Nonnenmacher hat die Bank gerettet. Eigenhändig. Mit einem Minimum an barem öffentlichem Geld. Dafür hätten sie ihm ein Denkmal setzen können“, findet der einstige Chef der Deutschen Bank. Das wäre gewiss auch Dr. No lieber gewesen.  SVEN-MICHAEL VEIT