Von Landschaftsfotografie bis Städtebau
: Superhelden und Monster

Hajo Schiff

Sommer in der Stadt. Wer nicht nach draußen will, kann in aller Ruhe die Landschaft im Abbild studieren. Die Studenten des Seminars „Landschaftsfotografie – Künstliche Paradiese“ an der Leuphana Universität Lüneburg haben Märchenlandschaften und subjektive Paradiesvorstellungen, aber auch Umweltverschmutzung, Stadt-Land-Überwucherungen und gar den Weltuntergang in Szene gesetzt – sicher cooler als draußen im Stau zu stehen. Frappant-Galerie, Viktoria-Kaserne, Zeiseweg 9, täglich 15–19 Uhr. Bis 28. Juli. www.frappant.org

Auf eine Zeitreise gar laden die vier von der 2001 gründeten Graffitigruppe „Sam Crew“ ein. Sie rufen die Superhelden ihrer Kindertage in Erinnerung und widmen sich in ihrer Urban-Art alten Freunden wie Ninja Turtle, Mr. T oder Hulk Hogan, aber auch Goofy, Peter Pan oder Pippi Langstrumpf. Mal lustig, mal kritisch, von eher abstrakt bis illustrativ wollen sie die volle Flashback Journey“ garantieren. Eröffnung: Sa, 20. 7., 20 Uhr, Affenfaust, Mi + Do 15–21, Sa 14–18 Uhr. Bis 3. August. www.affenfaust.org

Recycling anderer Art betreibt Nils Knott. Er baut aus höchst unterschiedlichen Fund-Materialien kleine und große neue Wesenheiten, seine nostalgisch-witzigen Supermonster können schon mal aus Stuhlbein, Orgelpfeife und alten Beschlägen bestehen. Sie sind zu sehen in einer Doppelausstellung mit Ki Yoon Ko. Der Koreaner, der lange in den USA gelebt hat, malt sowohl realistische Porträts in einer speziellen Grafitpulver-Technik wie auch collagenartige Bildkombinationen – auch gerne in Gemeinschaftsarbeiten mit anderen. Nils Knott und Ki Yoon Ko – A few paintings/Some sculptures. Eröffnung: Sa, 20. 7., 19 Uhr, Raum Linksrechts, Valentinskamp 37. Do–Sa 17–20 Uhr. Bis 3. August

Wieso sind in irgendwelchen Materialkombinationen Figuren zu erkennen? Wo liegen die Grenzen solcher Projektionen und wie sehr beeinflussen äußere Vorgaben die Körperwahrnehmung? Sollte man nicht auch die Außenwelt der eigentlich intimen Körperbehandlung unterziehen? In seinem Projekt „The Manicured House“ behandelt der in Boston und Hamburg lebende Künstler gefundene Objekte kosmetisch: Mit Körperlotion, Haarspray, Nagellack und Q-Tips reprogrammiert er gewöhnliche Dinge zu geschlechtsspezifisch aufgeladenen Monsterteilen eines seltsamen Haushalts. Hinterconti, Marktstraße 40a, Sa + Mo 14–19, So 12–17 Uhr. Bis 22. Juli. www.joejoeorangias.com

Der Umraum beeinflusst die Körperwahrnehmung. Das gilt auch für das Wohlbefinden in einer ganzen Stadt. Wie sehr einst ein komplexes Stadt-Raum-Kunstwerk das Ziel von Architektur und Stadtplanung war, ist in Zeiten absoluter Investorenmacht und maximierter Geschossflächeneffizienz leider weitgehend vergessen. Da hilft es, sich des bedeutendsten Architekten und Städtebauers Hamburgs zu erinnern, Oberbaudirektor Fritz Schumacher (1869–1947). Nicht nur, dass Hamburg eine wesentlich von rotem Klinker geprägte Stadt ist, liegt an ihm, er hat auch ganze Wohnsiedlungen und Hunderte von öffentlichen Bauten zu verantworten. Die umfangreiche Würdigung seines Lebenswerks im Kunsthaus mit all ihren Dokumenten braucht viel Zeit, ist aber unbedingt empfehlenswert, um sich wieder zu vergewissern, was das Besondere an dieser Stadt ist. Die Reform der Großstadtkultur – Das Lebenswerk Fritz Schumachers: Kunsthaus Hamburg, Klosterwall 15, 20095 Hamburg, Di–So 11–18 Uhr. Bis 15. 9.