Krise geht am Theater vorbei

BÜHNEN Den Theater- und Orchesterbetrieben geht es trotz der Krise anscheinend blendend. Bis auf ein paar arme Schlucker konnten die Bühnen 2009 mehr Karten verkaufen. Claus Peymann ist wieder Klassenerster

Krise sieht anders aus. Im Gegensatz zu den Kassandrarufen des Deutschen Kulturrats, der eine Welle von Theaterschließungen als Folge der Wirtschaftsflaute prognostizierte, haben die meisten großen Berliner Bühnen und Orchester 2009 als erfolgreiches Jahr abgeschlossen. Sowohl die Zahl der verkauften Eintrittskarten und damit die der ZuschauerInnen als auch die Auslastung der Plätze konnten gegenüber dem Zeitraum 2008 gesteigert werden. Dies geht aus der neuesten Bilanz der Kulturverwaltung über die „finanzielle Entwicklung der landeseigenen Theater- und Orchesterbetriebe“ hervor.

Die Gründe für die Steigerungsraten sind dabei hauptsächlich, dass die „Bühnenleuchttürme“ qualitativ hochwertige und zugleich überzeugende Kost serviert haben. Programme, Premieren und Auftritte von Stars wie der Sängerin Anna Netrepko, der Schauspielerin Nina Hoss und Wladimir Malakhows Staatsballett haben im Wesentlichen „gezogen“. Sie festigen damit das Bild von Berlin als „Kulturhauptstadt“ in der Republik und der Kultur als Wirtschaftsfaktor.

Bestätigt wird diese Einschätzung, weil Bühnen mit künstlerischer Krise verlieren: So verzeichnete die Volksbühne 2009 nur eine Auslastung von 68 Prozent. Beim Renaissance-Theater verlangt die Kulturverwaltung gar einen „attraktiveren Spielplan“. Dem Haus läuft das Publikum davon. 2009 gingen dorthin 59.000 zahlende Zuschauer (54 Prozent Auslastung), 2008 waren es noch über 70.000. Auch die seit der Intendanz von Kirsten Harms stark kritisierte Deutsche Oper brach ein. 224.000 Tickets waren es im vergangenen Jahr, 2008 noch satte 22.000 mehr. Die Staatsoper hielt mit rund 235.000 Zuschauern und 88,3 Prozent Auslastung das Vorjahrsniveau.

Die größten Zuwächse verzeichnete der neu gemanagte Friedrichstadtpalast mit mehr als 400.000 Karten, er hatte damit ein Plus von 70.000 verkauften Tickets gegenüber 2008. Auch das Staatsballett (112.000) und die Berliner Philharmoniker (240.000) zogen deutlich mehr Besucher an. Und die wichtigste Meldung zuletzt: Claus Peymann bleibt weiter Direktor Nummer eins unter den Theatermachern. 2009 kam das Berliner Ensemble mit 174.000 verkauften Tickets auf über 80 Prozent Auslastung, dicht gefolgt vom Deutschen Theater (DT) und seinem neuen Chef Ulrich Khuon. ROLA