Das ist nicht unsere Arbeitsweise

betr.: „Die Zeuginnen der Anklage“, taz vom 11./12. 2. 06

Die Differenzierung, zu der Daniel Bax in seinem Artikel aufruft, können wir nur unterstützen. Gerade Wildwasser hat sich in der aktuellen Debatte um eine Versachlichung des Diskurses mit der gleichzeitigen Warnung vor Schürung rassistischer Ressentiments bemüht. Dabei geht es immer um eine klare eigene Gegenposition zu allen Formen der Gewalt gegen Frauen im Rahmen eines patriarchalen Geschlechterverhältnisses, auf welchem kulturellen und/oder religiösen Hintergrund es auch basiert.

Der Vergleich mit der „Hysterie in der Debatte um sexuellen Missbrauch“ ist in diesem Zusammenhang falsch. Die Zahl „jede vierte Frau“ bezieht sich darauf, dass übereinstimmend in fast allen seriösen Studien erwachsene Frauen angeben, dass sie bis zu ihrem 18. Lebensjahr mindestens einen sexuellen Übergriff, in der Definition der WHO, erlebt haben. Diese Zahlen sind weder Ausdruck einer Skandalisierung des Themas noch empirisch unbegründet. Vielmehr werden sie auch von staatlichen Stellen und internationalen Organisationen wie der WHO als Grundlage für Hilfsprogramme genommen. Aktuell bezieht sich die WHO in ihren „Schlüsseldaten zu Verletzungen in der Europäischen Region der WHO“ auf das von Bax angezweifelte Ausmaß sexuellen Missbrauchs.

Diese Form der Gewalt aufzubauschen, um Fördergelder zu bekommen, entsprach und entspricht nicht, wie implizit unterstellt, der Arbeitsweise von Wildwasser Berlin. Wir würden uns über geringere Zahlen oder einen Rückgang der sexuellen Gewalt außerordentlich freuen. Von daher wünschen wir uns vom Autor ebenfalls eine klare Differenzierung, wie er sie in dieser Debatte einklagt.

DOROTHEA ZIMMERMANN, Wildwasser e. V., Berlin

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