Ab sofort Leinenzwang für Hunde

Beschluss des Krisenstabs: In den Vogelgrippe-Sperrzonen gilt jetzt Leinenzwang für Hunde und Ausgehverbot für Katzen. Frankreichs Geflügelwirtschaft steckt bereits in einer Absatzkrise – deutsche Produzenten bemerken noch keine Kaufunlust

VON NICK REIMER

„Leinenzwang für Hunde“ – dies ist das wesentlichste Ergebnis des Nationalen Krisenstabs, der sich gestern in Berlin zur Vogelgrippebekämpfung abstimmte. Allerdings gilt dieser Leinenzwang nur in den Sperrzonen – also dort, wo der Virenstamm H5N1 nachgewiesen ist. „Zudem müssen Katzen in den betroffenen Gebieten künftig im Haus bleiben“, erklärte Gert Lindemann, Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium.

Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg und seit Montag auch Bayern – bislang in fünf Bundesländern ist die gefährliche Variante H5N1 der Vogelgrippe bestätigt. Zudem hatte die Infektion einer Katze auf Rügen am Montag für Schlagzeilen gesorgt. Das Robert-Koch-Institut (RKI) erklärte gestern allerdings, dass dies nicht außergewöhnlich sei. Institutsdirektor Reinhard Kurth: „Zum Beispiel im Irak geht ein Katzensterben auf den Erreger H5N1 zurück,“ Eine Übertragung von Katze auf Mensch sei nicht ausgeschlossen.

Diese Ansicht teilt Herbert Pfister, Direktor des Instituts für Virologie der Universität Köln: „Wie bei Hühnern ist dabei aber entscheidend, wie intensiv der Kontakt zwischen Mensch und Tier ist.“ Vom Hund sei bisher nicht bekannt, dass er sich infizieren könne. Er sei ein möglicher passiver Überträger, „ansonsten aber keine Gefahr“.

Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt jedenfalls rief gestern zu „Vorsicht und Wachsamkeit im Umgang mit toten Vögeln“ auf. Die Vogelgrippe bleibe zwar eine Tierseuche, „dennoch müssen wir vorsichtig sein“, sagte Schmidt.

43 Staaten haben jetzt die Einfuhr von Geflügelprodukten aus Frankreich beschränkt oder ganz verboten. Das entspreche etwa 14 Prozent der Branchenexporte, bilanzierte gestern das Handelsministerium in Paris. Mehr als 20 Staaten haben die Einfuhren völlig eingestellt, darunter Japan, Hongkong, Ägypten und Marokko. Frankreich ist der größte Geflügelexporteur der EU.

Hierzulande sind noch keine Einbrüche beim Absatz zu vermelden. „Obwohl sich die Expertenmeinungen ja nun so schnell wie Kuhschwänze bewegen“, sagt Thomas Dosch, Vorsitzender des Anbauverbandes Bioland. Auch seine Mitglieder sind bislang nicht von Umsatzeinbußen betroffen. Dosch kritisiert allerdings die Informationspolitik von Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU). „Wenn es nicht Medien gäbe, wüsste ich noch gar nicht, dass wir die Vogelgrippe haben“, erklärte Dosch. Heute, am 14. Tag der Tierseuche, geruhe der Minister erstmals, die Ökobauern über seine Pläne und Maßnahmen zu informieren.

Es gibt auch erste Gewinner der Vogelgrippe. „Bei uns stehen die Telefone nicht mehr still“, sagt etwa Andreas Bendt, Geschäftsführer der Helmut Feldtmann KG in Buchholz bei Hamburg. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben Marktführer für persönliche Schutzausrüstungen in Deutschland. Eine Düsseldorfer Firma entwickelte das Onlinespiel „Hühnerretter“. Dort siegt, wer die virtuellen Hühner am schnellsten und geschicktesten mit einem Impfstoff bespritzt. (mit dpa)