VfL Wolfsburg: obersteschubladedesnostalgiebaukastens

„Grün-Weiß VfL, unsere Farben leuchten hell, hell am Fußball-Firmament, Wolfsburgs VfL.“ Ja, mit so einer Zeile kann man eine Vereinshymne beginnen.Vereinsfarben ganz an den Anfang setzen und gleich als erstes von Himmel und Firmament singen – das ist absoluter Hymnen-Mainstream und das wurde aus der obersten Schublade des Nostalgie-Baukastens geholt. Und so eine Hymne passt zu einem Verein, der sich zwar zu 100 Prozent im Konzernbesitz befindet, aber um ein sympathisches Image bemüht ist. Leider unterbietet die Tonspur den Text an Phrasendrescherei noch um Längen. „Billigplastikplaybackmusik“ nennt das der Fußball-Blog „Spielbeobachter“, der dankenswerterweise eine Tabelle aller Bundesliga-Vereinshymnen erstellt hat. Die Hymne des Vfl Wolfsburg landet in dieser Liste nur auf Platz 15.Der niedersächsische Verein hat also einen millionenschweren Marketingetat im Rücken, bietet aber einen Hymnen-Sound an, den jeder Alleinunterhalter auf dem Dorfschwof von Schnarup-Thumby schon vor 40 Jahren professioneller abgeliefert hat!Das erlaubt der Vfl Wolfsburg nicht irgendwelchen selbsternannten Vereinslied-Fricklern. Nein! Er bringt es auf seiner eigenen Homepage schamlos als offizielle Hymne zu Gehör.Der Fremdschäm-Effekt steigert sich noch, als ohne Vorankündigung aus dem Polka- ein Walzer- Takt wird. Aha, denkt man sich, die Rhythmusmaschine hat also mehr als ein Programm in petto – Respekt! In der zweiten Strophe wird dann auch endlich deutlich, wer in Wolfsburg die Musik bezahlt. „Wolfsburg ist ne grüne Stadt, die einiges zu bieten hat, ein Schloss, ein Werk, das Arbeit gibt und einen See, den jeder liebt.“Jedenfalls ist jetzt wohl klar, woher der Begriff Greenwashing kommt.  RALF LORENZEN