das wichtigste
: Saddam ohne Reue

Iraks Expräsident übernimmt Verantwortung für Schiitenverfolgung. Mindestens 30 Tote bei Anschlägen

BAGDAD ap ■ Während der Irak weiter am Rande eines Bürgerkriegs steht, hat der Prozess gegen Saddam Hussein gestern eine überraschende Wende genommen: Der Expräsident übernahm die Verantwortung für die Verfolgung von 148 Schiiten, die nach einem gescheiterten Attentat auf den Staatschef hingerichtet worden waren. Er habe den Prozess gegen die Schiiten angeordnet und die Beschlagnahmung ihres Grundbesitzes befohlen.

„Aber wo ist das Verbrechen?“, fragte Saddam Hussein an die Adresse von Richter Rauf Abdel-Rahman. Schließlich hätten die Verurteilten das Feuer auf einen Staatschef eröffnet. Saddam Hussein muss sich mit sieben Mitangeklagten für die Exekution verantworten. Er forderte das Gericht auf, seine Mitangeklagten auf freien Fuß zu setzen. „Hier ist der Staatschef. Verurteilen Sie ihn und lassen Sie die anderen gehen.“ Als Vorsitzender des Revolutionären Kommandorates sei er auch für die Befehle des Gremiums verantwortlich gewesen, unter anderem den Befehl zur Konfiszierung des Landes der Aufrührer in Dudschail. Nach der Erklärung Saddam Husseins vertagte das Gericht den Prozess auf den 12. März.

Bei Bombenanschlägen und Angriffen wurden gestern in und um Bagdad mindestens 30 Menschen getötet. Die Anschlagsserie war bereits am Dienstag nach Ende eines Ausgehverbots weiter gegangen.

Angesichts der jüngsten Gewaltwelle im Irak haben sich US-Geheimdienste besorgt über einen möglichen Bürgerkrieg geäußert. Dies könnte eine Konflikt zwischen Schiiten und Sunniten in der gesamten Region entbrennen lassen, sagte der Nationale Geheimdienstchef John Negroponte.