kostenlose kitas
: Arme zahlen für reiche Kinder

Alle sollen auf das staatliche Kindergeld verzichten, um Kindergärten zu finanzieren. Die Idee von NRW-Familienminister Armin Laschet ist ungerecht und birgt für Eltern keinen Vorteil: Warum sollten Eltern bis zu 27 Jahre auf einen Teil des Kindergeldes verzichten, um ihr Kind drei Jahre lang gratis in den Kindergarten zu schicken? So wird ihnen langfristig in vielen kleineren Beträgen dieselbe Summe aus der Tasche geleiert. Der einzige Profiteur ist das Land: Es könnte sich ganz aus der Verantwortung für die Betreuung des dringend gewünschten Nachwuchses ziehen. Schon in diesem Jahr gibt das Land 105 Millionen Euro weniger für die Kindergärten aus.

KOMMENTAR VONANNIKA JOERES

Die neueste Idee aus dem christdemokratisch geführten NRW-Ministerium würde noch dazu das Geld der Ärmsten zu den Wohlhabenden verschieben: Bislang werden die Kindergartenbeiträge nach Einkommen gestaffelt. BäckerInnen zahlen weniger für die Kita als FilialleiterInnen, und das ist richtig. Das Kindergeld von 150 Euro pro Monat sacken in Deutschland hingegen auch die größten MillionärInnen ein. Das Ende des Kitabeitrages würde eine der wenigen einkommensabhängigen Beiträge in Deutschland abschaffen – und alle Eltern müssten zahlen.

Dabei ist es absolut richtig, die Kindergärten kostenlos anzubieten. Die Betreuung der Drei-bis Sechsjährigen ist eine ebenso staatliche Aufgabe wie die Grundschule. Nur sollte Familienminister Laschet in anderen Revieren wildern als bei armen Familien. Die ungenutzten Möglichkeiten sind zahlreich: Die Stadt Neuss macht es vor. Die 150.000-Einwohner-Stadt am Rhein erhöht die Grundsteuer. Hausbesitzer zahlen wieder mehr als MieterInnen. Noch leichter wäre es, ab einer bestimmten Einkommensgrenze das Kindergeld ganz zu streichen. Der Gewinn würde locker ausreichen, alle Kinder kostenlos in die Kitas zu schicken.