Kriminal ganz lokal

Einen Tag nach der Hamburger Kriminalstatistik legt die Innenbehörde detaillierte Straftatzahlen für Bezirke und Stadtteile vor. Besonders gefährlich ist es in Sasel geworden, in Mitte ist es das traditionell, im Bezirk Nord hingegen lebt es sich friedlicher

Von Marco Carini

Weniger Straftaten, weniger Eigentumsdelikte, aber mehr Angriffe auf Leib und Leben – diese Bilanz präsentierte am Mittwoch Hamburgs Innensenator Udo Nagel (taz berichtete). Gestern legte die Innenbehörde mit einer detaillierten Aufschlüsselung der erfassten Straftaten nach Bezirken und Stadtteilen nach. Die taz hat diese ausgewertet:

Altona

Hier nahm die Zahl der erfassten Straftaten insgesamt unterdurchschnittlich ab (-3,5%), dafür zeigt sich eine Verschiebung der Kriminalität: Während in Altona-Altstadt und Ottensen die Zahl der registrierten Straftaten sank, nahm sie in Altona-Nord deutlich zu (+12,2%). Dort wurden mehr Raubdelikte (+6,1%), mehr Körperverletzungen (+10,1%), mehr Diebstähle (+10,9%) und vor allem mehr Wohnungseinbrüche (+35,6%) registriert.

Dabei nahm die Zahl der Einbrüche (+17,4%) und auch der schweren Körperverletzungen (+21,3%) prozentual in ganz Altona stärker zu als in jedem anderen Bezirk. Hamburger Spitzenreiter im positiven Sinne ist Altona hingegen bei der Abnahme von Raubdelikten (-31,5%).

Bergedorf

Dies ist der einzige Hamburger Bezirk, in dem die Gesamtzahl der erfassten Straftaten leicht anstieg. Besonders stark davon betroffen sind die Stadtteile Allermöhe und Lohbrügge. Spitzenreiter bei der Zunahme registrierter Vergehen ist Bergedorf bei Raubdelikten (+10%), Körperverletzungen (+14,2%) und Gewaltkriminalität (+8,0%) sowie bei den Diebstählen (+0,9%), deren Zahl in allen anderen sechs Bezirken rückläufig ist.

Eimsbüttel

Deutlich weniger Fälle von Raubstraftaten (-21,5%) und Rauschgiftdelikten (-32,7%) trugen dazu bei, dass die Zahl der entdeckten Straftaten in Eimsbüttel leicht überdurchschnittlich zurückging (-6,6%). Auffällig ist der starke Anstieg von Wohnungseinbrüchen in den Stadtteilen Rotherbaum, Eidelstedt (jeweils +66,7%), Schnelsen (+55,2 %) und Hoheluft-West (+ 46,7%). Fast halbiert hat sich dagegen die Zahl der Einbrüche in Harvestehude und Niendorf.

Harburg

Der überdurchschnittliche Rückgang der Straftaten von -7,9% in Harburg resultiert vor allem aus einer starken Abnahme der Raubdelikte (-20,5%) und Diebstähle (-13,4%) und vor allem der Entwendungen von Kraftfahrzeugen (-35,7%). Gegen den Hamburger Trend zugenommen hat hingegen die Zahl der registrierten Rauschgiftdelikte (+5,4%) und Einbrüche (+13,7%). Hier registrierte die Polizei eine starke Zunahme vor allem im Harburger Kerngebiet (+23,3%) und in Wilhelmsburg (+19,6%).

Mitte

Mit seinen Rotlichtvierteln St. Georg und St. Pauli ist Hamburg Mitte mit über 70.000 erfassten Straftaten jährlich seit jeher der mit Abstand „kriminellste“ Bezirk. In beiden Stadtteilen blieb die Kriminalitätsrate bei einem leichten Minus von 1,6% nahezu konstant.

In St. Georg stieg die Zahl der besonders schweren Straftaten im Bereich der Gewaltkriminalität (+8,1%), Raub (+7,7%) und Körperverletzungen (+8,0%) weiter an. Rund um die Reeperbahn nahm hingegen zumindest die Anzahl der Raubdelikte leicht ab (-4,6%), während die milieutypische Gewaltkriminalität (+6,6%) und vor allem die Körperverletzungen (+15,2%) weiter anstiegen.

Nord

In keinem anderen Bezirk hat die Zahl der Straftaten stärker abgenommen. Spitzenreiter sind hierbei die Stadtteile Hohenfelde (-26,2%), Barmbek-Süd (-18,0%) und Langenhorn (-16,3%). Deutlich weniger Raubstraftaten (-22,5%), Diebstähle (-13,0%), Rauschmittelvergehen (-20,8%) und Delikte der Gewaltkriminalität (-11,7%) tragen zu diesem guten Ergebnis bei.

Wandsbek

Hamburgs einwohnerstärkster Bezirk verzeichnet einen leicht unterdurchschnittlichen Kriminalitätsrückgang (-5,7%). Hamburgweit am stärksten konnte hier die Zahl der Einbrüche in Häuser und Wohnungen (-34,4%) zurückgefahren werden. Vor allem die betuchten Bewohner der Villenviertel Volksdorf (-62,4%), Wellingsbüttel (-57,7%) und Lemsahl-Mellingstedt (-48,1%) mussten im vergangenen Jahr nicht mehr so stark um ihr Eigentum bangen.

Dafür nahmen die Fälle von Gewaltkriminalität außer in Bergedorf nur in Wandsbek (+0,9%) leicht zu, auch die Zahl der schweren Körperverletzungsdelikte stieg überproportional an (+11,4%). Besonders auffällig sind die exorbitanten Steigerungsraten im Stadtteil Sasel in beiden Bereichen. Die Zahl der gefährlichen Körperverletzungen verdoppelte sich dort (+108,3%) innerhalb nur eines Jahres, und auch die Gewaltkriminalität (+46,9%) schnellte merklich in die Höhe.