„Vernünftige Bahnen“

VEGESACK Die Linke hält eine Sprechstunde ab und will sachlicher über Flüchtlinge debattieren

■ 48, ist Vorsitzende der Linksfraktion in der Bremischen Bürgerschaft.

taz: Frau Vogt, Sie halten heute eine flüchtlingspolitische Sprechstunde in Vegesack ab. Wer soll da kommen?

Kristina Vogt: Vor allem jene, die in Bremen-Nord wohnen. Wir versuchen, die rassistischen Vorbehalte, die da im Beirat Vegesack angekommen sind, in vernünftige Bahnen zu lenken und sachlicher zu debattieren.

Wo sollen die Flüchtlinge denn nun hin?

Es gibt ja Überlegungen, eine Unterkunft in der Nähe der Jacobs-Uni einzurichten. Da muss man sehen, ob das geeignet ist. Es muss natürlich eine gute Lösung für Bremen-Nord gefunden werden.

Ist Vegesack mit einer neuen Flüchtlingsunterkunft überfordert?

Das glaube ich nicht. Ich erwarte da auch ein klares politisches Signal von den Regierungsfraktionen und der CDU – die müssen sich in Grundsatzfragen auch gegen ihre eigenen Beiratsfraktionen stellen. Zugleich muss man sehen, wie man die Flüchtlinge – deren Zahl in den letzten Monaten enorm angestiegen ist – in geeigneten Unterkünften über die Stadt verteilt. Der Fehler, den man in den Neunzigern gemacht hat, als die Flüchtlinge auf bestimmte Stadtteile konzentriert wurden, darf sich nicht wiederholen.

Demnächst stehen wieder Beiratssitzungen an, bei denen es um neue Flüchtlingsunterkünfte geht, etwa in Gröpelingen. Erwarten Sie da rassistische Ausfälle wie in zuletzt Vegesack?

Nicht in der negativen Qualität. Dort steht zur Debatte, Flüchtlinge im ehemaligen Sozialamt am Schiffbauerweg unterzubringen. Meiner Meinung ist das Gebäude durchaus geeignet.

Müssten nicht auch Stadtteile wie Borgfeld und Oberneuland Flüchtlinge aufnehmen?

Alle Stadtteile, auch die wohlhabenderen, müssen ihren Beitrag leisten. Die Frage ist: Wo gibt es passende Gebäude, die nicht zu weit ab vom Schuss liegen. Für mich ist aber auch ein Bürogebäude in der Nähe der Discomeile für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge ungeeignet. Für diese müsste es mehr Einzelvormünder geben. Es gibt genug Privatleute, die bereit wären, hier Verantwortung zu übernehmen.

Woran scheitert das?

Ich vermute, dass das Jugendamt die Kontrolle nicht hergeben will – dabei haben die Amtsvormünder schon jetzt viel zu viele Mündel.  INTERVIEW: JAN ZIER

17 bis 18.30 Uhr, Linkstreff Vegesack, Lindenstraße 1b