BALLERMANNSTRASSE
: So was von tot sein

Ein Polizist geht dazwischen: „Hast du ein Problem?“

Auf Kreuzbergs Ballermannstraße ist ein junger, dürrer Türke mit einer verkehrt herum aufgesetzten schwarzen Basecap umringt von zehn Polizisten in Kampfanzügen. „Kommt der Typ mit ’nem Baseballschläger auf mich zu. Will mir das Ding auf den Kopf schlagen. Hey, ich hab gar nichts gemacht. Hab nur meine Arme hochgehalten, um mich zu schützen. Hätt ich aber so was von tot sein können.“

Zwei typische Hardcorekreuzberger schlendern über die Straße in dreiviertellangen Hosen mit vielen Taschen und mit schweren Ketten, an denen ein Schlüsselbund befestigt ist. Eigentlich drei, aber der eine ist eine Frau, sieht aber genauso aus wie die Kollegen. Nur breiter. Und mit einem dünnen Pferdeschwanz. Der eine hat auch eine schwarze Basecap auf, nur richtig herum, und notiert die immer wirrer werdenden Aussagen des dürren Türken.

Ein nicht ganz so dürrer Türke kommt vorbei und sagt: „Pass auf, was du sagst, du Arschloch.“ Er geht einen Schritt auf den dürren Türken zu. Ein Polizist geht dazwischen und fragt: „Hast du ein Problem?“ „Soll aufpassen, wasser sagt, ja.“ Der dürre Türke wieder: „Hey, komm doch her, du Wichser.“ Aber das geht schlecht, weil er von Polizisten umringt ist. Dann sagt er: „Hey, der will mich ficken.“ „Niemand fickt hier jemanden“, sagt ein Polizist. Ein weiterer Türke spricht mit dem dürren Türken türkisch. Die Pferdeschwanzpolizistin sagt, dass der Mann deutsch sprechen solle. Der dürre Türke sagt, der „Typ“ hätte ihn mit einem Baseballschläger auf den Kopf schlagen wollen und dass er eigentlich schon tot wäre, wenn er nicht in Deckung gegangen wäre. Im Baseballschläger sei so ein langer Nagel gewesen. Kein Polizist scheint sich dafür zu interessieren.

Eine adrette Frau mit blonden, hochgesteckten Haaren fragt ihren Begleiter: „Und was ist das hier?“ Das würde ich auch gerne wissen. KLAUS BITTERMANN