Neuschreib

Der Kulturkampf ums Rechtschreiben ist vorbei. Außer der FAZ haben alle zugestimmt. Die taz-Korrektur verrät, wie neu die neuen Schreibregeln wirklich sind.

„Du“ darf nun im Brief wieder großgeschrieben werden. Das freut manchen, der in der Korrespondenz mit der Erbtante Vertrautes ungern aufgab. Aber liegt das an der Reform der Reform? Nein, die Regel ist seit Jahrzehnten unverändert. Generell werden „du“, „dich“, „dein“ und im Plural „ihr“, „euer“ … kleingeschrieben. Bis 1998 befahl der Duden die Ausnahme: Großschreibung in Briefen und anderen Anreden des Lesers. Mit der Reform entfiel die Ausnahme; aber musste man fortan kleinschreiben? Natürlich nicht, amtliche Regeln gelten nur für Schule und Verwaltung! Ab 2006 wird nun die Ausnahme wieder explizit genannt. Die eigentliche Verwirrung stifteten übrigens andere. In den Medien findet sich großes „Du“ in Fällen, wo es der Regel nach falsch ist: da nämlich, wo von einer Anrede des Lesers keine Rede sein kann, in mündlichen Zitaten. Verbockt haben es die Presseagenturen, als sie sich nur begrenzt der Reform anschlossen und dabei (warum nur?) die generelle Du-Großschreibung beschlossen. mf