Wo war „Gardist“?

Ob Geheimdienst-Kontrolleure des Bundestags Montag erfahren, was der BND-Mann in Katar trieb, ist offen

BERLIN taz ■ Nur kurz währte die Aufregung, die gestern ein weiterer Bericht der New York Times zur Rolle deutscher Geheimdienste im Irakkrieg 2003 verursachte. „Nichts Neues“, meldeten bald Politiker und Journalisten: Dass der BND einen Verbindungsmann beim Hauptquartier der US-Streitkräfte im Golfstaat Katar sitzen hatte, stand längst in deutschen Zeitungen.

Allerdings war die Rolle dieses BNDlers mit dem Decknamen „Gardist“ Gegenstand des ganz geheimen Teils vom Regierungsbericht zur BND-Affäre, der eigentlich bloß dem Parlamentarischen Kontrollgremium (PKG) des Bundestags zugänglich ist. Im öffentlichen Teil sowie im halb geheimen Teil, der eigentlich nur Abgeordneten vorliegt, kommt „Gardist“ nicht vor.

Er soll nach gegenwärtigem Erkenntnisstand der Mann gewesen sein, der ab Mitte oder Ende Februar 2003 die Informationen an die USA weitergab, die zuvor seine beiden BND-Kollegen aus Bagdad in die BND-Zentrale nach Pullach übermittelten. Umgekehrt habe er die Anfragen der Amerikaner nach Pullach gemeldet, von wo sie nach Bagdad gingen. Auch für die Weitergabe des mittlerweile berühmten Verteidigungsplans Saddam Husseins, von dem die NYT am Sonntag berichtete, habe er gesorgt.

Somit dürfte die Rolle von „Gardist“ auch Gegenstand der PKG-Sondersitzung am Montag sein. Erst nach dieser Sitzung will sich auch die FDP entscheiden, ob sie der Linksfraktion und den Grünen folgend einen Untersuchungsausschuss fordert. „Das könnte Dienstag werden“, hieß es gestern aus der FDP.

BND und große Koalition bestreiten, dass „Gardist“ etwas mit einem Verteidigungsplan zu tun gehabt haben könne: Die NYT, aus einer Geheimstudie des US-Militärs zitierend, behaupte doch, die Übergabe sei am 3. Februar 2003 gewesen, als „Gardist“ noch gar nicht in Katar war. Doch könnte es sich hier um ein Missverständnis handeln. Der Originaltext lautet: „The US obtained the sketch on Feb 03“ (Die USA erhielten die Skizze am 3. Feb.). Später lautet die Terminierung dagegen „in Feb 03“. Möglicherweise ist damit immer der Februar 2003 gemeint – unterstellt, das „on“ wäre ein Fehler.

Es ist zweifelhaft, dass das PKG solche und viele andere Fragen am Montag wird aufklären können. Der NYT-Redakteur Michael Gordon jedoch erklärte gestern erneut, die von ihm zitierte Studie sei echt. UWI