Brahms-Noten entdeckt

MUSIKGESCHICHTE In Celle sind jetzt Abschriften früher Chorlieder von Johannes Brahms aufgetaucht

Ein Wissenschaftler hat im Celler Stadtarchiv zwei bisher unbekannte Frühwerke des Komponisten Johannes Brahms entdeckt. Eines der beiden jetzt aufgefundenen Chorlieder gilt als früheste erhaltene Komposition Brahms’ und muss in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden sein. Das genaue Entstehungsdatum ist nicht überliefert, da es sich bei den Funden nicht um Originale, sondern um Abschriften handelt. Brahms soll sie während eines Ferienaufenthaltes in Winsen / Luhe geschaffen haben. Kurz darauf, im Mai 1853, ist der erst 19-jährige Brahms dann in Celle aufgetreten und soll, so ist es überliefert, einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.

Die erwähnten Chorlieder hat der Wissenschaftler Helmuth Lauterwasser von der Bayrischen Staatsbibliothek eher zufällig entdeckt, als er die Bestände des Celler Archivs durchforstete. „Zur weiteren Auswertung hat Lauterwasser die Noten mit nach München genommen“, sagte die Celler Archiv-Leiterin Sabine Maehnert. Dort wurden sie bereits von einem kleinen Chor des Bayrischen Rundfunks gesungen und aufgezeichnet. In einigen Wochen kehren die Blätter nach Celle zurück. Oberbürgermeister Dirk-Ulrich Mende möchte sie dann im großen Stil aufführen lassen.

Die Noten enthalten unter anderem das Stück „Postillions Morgenlied“, das Brahms 1853 zusammen mit einem Celler Männerchor aufgeführt hat. Er hat allerdings nur eine Notenabschrift hinterlassen. Das Original hat Brahms, wie etliche andere, vernichtet. Bereits mit Anfang 20 hat Brahms versucht, Spuren seiner frühesten musikalischen Werke zu verwischen. Joachim Kossmann vom Hamburger Brahms-Museum spricht von einer regelrechten „Vernichtungswut“. Der Celler Fund sei daher besonders wertvoll. LKS