Große Klassen
: Polit-Taktik vor Kindeswohl

Für Bildungssenatorin Dinges-Dierig ist das Thema große Klassen längst abgehakt. Gegenwärtig versucht sie sich mit der Reform der Selbstverantworteten Schule als progressive Kraft zu profilieren. Bei Amtsantritt 2004 war es für sie selbstverständlich, dass Hamburgs Grundschulklassen mit 25 Kindern nicht tragbar seien. Dass sie sie aus Wahltaktik abschaffte, obwohl die Stellen anderswo nicht gebraucht wurden, ist unverzeihlich.

Kommentarvon KAIJA KUTTER

Zwar gibt es seit Pisa einen wissenschaftlichen Streit, weil kleine Klassen bei schlechter Pädagogik nicht zu besseren Ergebnissen führen als große. Doch die beteiligten Lehrer teilen durchweg die Überzeugung, dass überschaubare Lerngruppen, in denen der einzelne Schüler zu Wort kommt, kindgerechter sind.

Dies ohne Not aufzugeben, zeugt von Kälte – und Ferne zum schulischen Alltag. Zumindest in sozialen Brennpunkten, wo die CDU sie laut Fraktionsbeschluss selbst wieder einführen will, hätte man mit diesen Stellen die Klassen verkleinern oder teilen können, statt Lehrer ohne Nachfolge in Pension zu schicken. Jede Lehrkraft mehr bedeutet auch ein zusätzliches Ohr für eine Kindergeneration, die es wahrlich nicht leicht hat, wie die jüngsten Schlagzeilen zeigen.

Gefragt ist hier der gesamte Senat. Egal, ob nun die Bildungsbehörde oder das Finanzressort das Geld behielt: Ole von Beusts Versprechen, nicht mehr an Kindern und Familien zu sparen, verbietet solch schludrigen Umgang mit Ressourcen.