urdrüs wahre worte
: Notfall-Teddies für alle!

In christlichem Vergebungswillen hält das protestantische Deutschland vorläufig daran fest, den Evangelischen Kirchentag 2009 in Bremen durchzuführen und die ungehörige Ausladung durch den spätpubertären Klassenkasper Thomas Röwekamp erst mal zu ignorieren. Natürlich graut diesem Lümmel vor der verstärkten Anwesenheit von Menschen, die seine sozialschädlichen Neigungen wie Fremdenhass und Intriganz nicht ignorieren – aber vielleicht ist das ja gerade richtig für eine Wende zu seinem Besseren, wenn er dem „Wind of Change“ so eines Ereignisses mal für eine knappe Woche lang nicht ausweichen kann.

So Du, liebe Leserin und Du, geschätztes Weltkind vorzugsweise links der Mitte über einen ersten Wohnsitz in Bremen verfügst und auf der Jagd nach Schnäppchen in den Billigläden der Innenstadt oder auf der Suche nach Rohmilchkäse auf dem Wochenmarkt an einem Infotisch der Initiative „Mehr Demokratie“ vorbeikommst, so leiste getrost Deine Unterschrift für die Einleitung eines Volksbegehrens zur bitter notwendigen Reform des Bremer Wahlrechts - Hans Koschnick ist doch auch dabei und vermutlich hätten selbst Wilhelm Kaisen und Gesche Gottfried mitgemacht!

Wie die niedersächsische Bullerei die allgemeine Feindlage einschätzt, ließ sich jetzt sehr anschaulich wieder mal in Hannover registrieren. Woche für Woche terrorisieren dort Anhänger von Hannover 96, der Scorpions oder anderer Hauruck-Sportarten im grölenden, kotzenden und Passanten belästigenden Defilee die Innenstadt, ohne dass diese Grünen mehr tun als dem Treiben zuzuschauen, doch kaum klettern mal drei vereinzelte Punks über einen auf unseren Wegen parkenden PKW, da werden gleich die Personalien von über 300 Jungs und Mädchen auf einer bunten Fete in einer naheliegenden Veranstaltungskneipe festgehalten. Bitte nicht wundern, wenn die Kids sich sowas merken!

Das Bremer Beratungszentrum „Gewitterziegen“ ruft für den 20. März zur Vorstellung seines Arbeitsfeldes „Systemische Erlebnispädagogik“ mit 20 Zeilen floristischer Betroffenheitslyrik von Hermann Hesse und platziert auf der Eintrittskarte ein schwelgerisches Blütenbild, wie ich es sonst nur aus den Glückwünschen meiner längst verstorbenen Tante Anna kannte, die dann aber immerhin noch einen Fünfmarkschein zum erreichten Klassenziel beilegte. Und dabei geht es doch um Abenteuer pur: mit Einblicken „in ressourcen- und handlungsbezogene Methoden im Lernraum Natur. Eine Arbeitsform, bei der die Prozessbegleitung von Menschen im Mittelpunkt steht“. Ist vielleicht was für Dich, denn in einem Seminar „werden die Möglichkeiten und Perspektiven der Systemischen Erlebnispädagogik vermittelt“, gedacht „für Personen, die in einem erfahrungsorientierten Rahmen einen ersten Eindruck bekommen möchten.“. Mir reicht in diesem Fall der allererste, aber ich will ja auch kein systemischer Indoor- oder Outdoortrainer werden...

Im uninahen „Mobile Research Finder“(am Fallturm!) ist der „Electronic Friend Finder“ für die „mobile city Bremen“ entwickelt worden und das ist laut Infozettel ein „ortsabhängiger Datenmatching-Dienst“, der „spontane Kontakte zwischen zusammen passenden BenutzerInnen in räumlicher Nähe“ ermöglicht, mit „Suche im Hintergrund ohne aktives Zutun“. Wer seine kommenden Frühlingsgefühle so administrieren lassen muss, genießt mein herzliches Mitgefühl und wo „aktives Zutun“ ersetzt wird durch „anwenderfreundliche automatisierte Installationsmöglichkeiten der Client-Software bei minimalen Online-Kosten“, da empfehlen wir nach wie vor, den Krokussen im Bürgerpark beim Wachsen zuzuschauen und mit dem vorbeiflanierenden Menschen unserer Wahl ein Gespräch über das blaue Band zu beginnen, das bald wieder durch die Lüfte flattert..

Wisst ihr, was das für Leute sind, die als Mitglieder etwa des „Presseclub Bremerhaven-Unterweser“ dafür sorgen, dass der Raum zwischen den Anzeigen zugetextet wird? Es sind Leute, die sich beispielsweise am 7. März im „Forum Fischbahnhof“ gemeinsam den Vortrag „Eigenverantwortlichkeit in der Fischwirtschaft“ anhören und sich anschließend „die neuesten Trends des Fischgenusses präsentieren lassen“. Früher wickelte man den Schellfisch noch in die Zeitung und nicht umgekehrt! Viel Verständnis habe ich dafür, dass die Polizei die hiesigen Türsteher immer noch nicht auf ihre „gewerberechtliche Zuverlässigkeit“ überprüft hat. Ich würde mich das auch nicht trauen.

Während Kardinal Karl Lehmann von der Deutschen Bischofskonferenz beim nächsten Bremer Stadtgespräch am 13. März in „Unser lieben Frauen“ über Tod und Sterben referieren wird, hängt sich die Deutsche Teddy-Stiftung aus dem friesischen Esens ganz und gar praktisch in die Sache rein und stellt Feuerwehr, Streifenwagen, Rettungsfahrzeug-Besatzungen und Notfallseelsorgern für die dunklen Wechselfälle des irdischen Lebens eigens dafür ausgewählte Teddies zur Verfügung, damit diese den lieben Kleinen nach Unfällen, Sterbefällen oder sexuellen Missbrauch trostreich zur Seite stehen: Aus medizinischer Sicht ist das „das Beste, was einem Kind passieren kann“, sagt dazu laut epd Kinderpsychologe Claus Jacobs von der Uni Bremen. Kuscheltiere auch für uns Große mahnt er indessen an.

Ulrich „Knopf im Ohr“
Reineking