E-Mail für sie

Im Prozess gegen Springstein steht kurzzeitig die Staatsanwaltschaft im Mittelpunkt

Im Prozess gegen den Leichtathletik-Trainer Thomas Springstein wegen Dopings von Minderjährigen vor dem Amtsgericht Magdeburg hat die Staatsanwältin die Weitergabe von brisanten E-Mail-Inhalten an die Medien zugegeben. „Ich habe zwei Journalisten am Telefon Auszüge von E-Mails vorgelesen“, sagte Staatsanwältin Angelika Lux am Freitag. Die Verteidigung Springsteins hatte bereits zuvor den Verdacht geäußert, die 42-Jährige habe sich als „Informantin“ betätigt und damit eine angeblich „existenzgefährdende Medienkampagne“ ausgelöst. Damals sollte sie als Zeugin verhört werden, was das Gericht jedoch ablehnte. Lux hatte die Vorwürfe seinerzeit bestritten.

Die E-Mails, aus denen zitiert worden ist, waren bei einer Razzia im Privathaus des Trainers in Gerwisch bei Magdeburg sichergestellt worden. Einige wurden auf Antrag der Staatsanwaltschaft während des Prozesses verlesen und waren einen Tag später detailliert in der FAZ erschienen. Darin wurde die Substanz Repoxygen erwähnt, was eine Diskussion über Gen-Doping auslöste. Lux gab an, keine Bedenken bei den Telefonaten gehabt zu haben. „Damit hat sich die Staatsanwaltschaft an der Hatz gegen den Angeklagten beteiligt“, kommentierte Verteidiger Johann Schwenn ihre Aussage. Oberstaatsanwalt Wolfram Klein, der als Anklagevertreter anwesend war, stellte sich hinter die 42-Jährige. „Alles, was weitergegeben wurde, war Bestandteil einer öffentlichen Verhandlung.“

Staatsanwältin Lux sollte in ihrer Rolle als Zeugin hauptsächlich zu den von ihr bemerkten widersprüchlichen Aussagen der Hauptbelastungszeugin Anne-Kathrin Elbe Stellung nehmen. Diese hatte das Präparat, das sie von Springstein erhalten haben soll, mal als Tabletten, Pillen oder Kapseln beschrieben. „Es war eine spontane Äußerung, die falsch war“, sagte Lux. „Widersprechen kann sich nur jemand, der sich auskennt.“

Noch während der Vernehmung brachte Oberstaatsanwalt Klein einen neuen Aspekt ins Spiel. Er befragte Lux zu Gesprächen mit dem Springstein-Verteidiger Peter-Michael Diestel über einen so genannten Deal und dem damit verbundenen Verfahrensende. „Ja, wir haben darüber gesprochen“, sagte Lux. „Es ist allerdings daran gescheitert, dass kein Geständnis Springsteins eingereicht wurde.“

Kurz vor Ende des sechsten Verhandlungstages richtete Klein einen eindringlichen Appell an Springstein und seine Verteidiger: „Ich lege Ihnen ans Herz, die Vorwürfe zum Sachverhalt Elbe einzuräumen. Herr Springstein kann sein weiteres Leben beginnen oder die nächsten drei Jahre im Gerichtssaal verbringen.“ Der Prozess wird am 13. März fortgesetzt. DPA