Der Armeechef ruft die Bevölkerung auf die Straße

ÄGYPTEN General al-Sisi mobilisiert seine Anhänger für Freitag. Anschlag im Nildelta fordert Opfer

KAIRO rtr/ap/dpa/taz | In Ägypten droht eine neue Konfrontation zwischen Anhängern und Gegnern des entmachteten Präsidenten Mohammed Mursi. Verteidigungsminister und Armeechef Abdel Fattah al-Sisi rief seine Landsleute am Mittwoch zu Solidaritätsdemonstrationen mit dem Militär auf. Mit den Massenkundgebungen am Freitag könnten die Ägypter der Armee das Mandat für den Kampf gegen Gewalt und Terrorismus geben, sagte al-Sisi am Mittwoch in Kairo.

„Am Freitag muss jeder ehrbare und ehrliche Ägypter herauskommen. Kommt und zeigt der ganzen Welt, dass ihr einen eigenen Willen und Entschlossenheit habt“, erklärte al-Sisi. Die Jugendbewegung Tamarud, die die Großdemonstrationen zum Mursi-Sturz organisiert hatte, unterstützte den Appell.

Während al-Sisi versicherte, seine Aufforderung sei kein Aufruf zur Gewalt gegen die Mursi-Anhänger, wurde er von den Muslimbrüdern als Ansage gegen ihre Massenproteste gegen den Umsturz interpretiert. Die Drohung des Armeechefs werde „die Millionen nicht daran hindern, sich weiter zu versammeln“, erklärte der führende Muslimbruder Essam el-Erian. Er nannte al-Sisi einen „Putschisten, der Frauen, Kinder und betende Gläubige töten“ lasse. Der Sprecher der Muslimbrüder, Gehad el-Haddad, schrieb auf Twitter von einem „klaren Aufruf zum Bürgerkrieg“ seitens der „blutrünstigen“ Putschisten. Seit der Absetzung Mursis starben über 100 Personen bei Zusammenstößen. Die meisten der Opfer stammen aus dem Mursi-Lager.

Der Aufruf erfolgte, nachdem in der Stadt al-Mansura im Nildelta bei einem Anschlag ein Polizist getötet und 28 Personen verletzt worden waren, als am Mittwochmorgen nacheinander zwei Bomben vor dem Polizeikommissariat in der Hauptstadt der Provinz Dakahlia explodierten.

Drei Tage zuvor hatten in al-Mansura Unbekannte eine Demonstration der Muslimbrüder angegriffen und dabei drei Frauen getötet. Der politische Arm der Muslimbrüder, die Partei Freiheit und Gerechtigkeit, verurteilte den Anschlag. „Unsere Revolution ist friedlich, und alle unsere Aktionen sind friedlich“, erklärte el-Erian, der Vizevorsitzende der Partei.

Die Muslimbrüder bekräftigten unterdessen, dass sie nicht an den vom Übergangspräsidenten Adli Mansur angeregten Versöhnungsgesprächen teilnehmen werde. „Wir verweigern der gegenwärtigen Regierung unsere Anerkennung“, sagte Ahmed Arif, ein Sprecher der Organisation, am späten Dienstagabend. Aber auch die salafistische Nur-Partei, die den Putsch zunächst unterstützt hatte, rückte von den neuen Machthabern ab. Sie schlug ebenfalls die Einladung zu den für Mittwoch geplanten Gesprächen aus.