Wütende Fans vermissen zachige Zeiten

Die Kölner Haie unterliegen gegen Meister Berlin mit 3:6 in der heimischen Arena. Am Ende der pannenreichen Ära von Startrainer Hans Zach könnte ein Play-Off-Derby gegen den rheinischen Rivalen Düsseldorf stehen

KÖLN taz ■ Mit Tunnelblick stapfen die Profis der Kölner Haie am Samstagabend vom Eis. Nur schnell weg und am besten nicht hinhören, denn der Weg zur Kabine führt an der Fankurve vorbei, wo sich Ärger angestaut hat. Enttäuschte Zuschauer pfeifen und rufen: „Versager“, „Idioten“. Eine 3:6-Niederlage erlitt der KEC gegen Meister Eisbären Berlin – vor 17.789 Zuschauern in der fast ausverkauften Kölnarena.

„Wir haben gekämpft, aber wir müssen klüger spielen“, sagte Kölns Kapitän Brad Schlegel – eine hübsche Umschreibung dafür, dass die Kölner im Spiel gegen Berlin chancenlos waren. Abwehrfehler, gleich drei Patzer von Torhüter Oliver Jonas, dazu ungenaue Torschüsse und laues Überzahlspiel – die Kölner Haie zeigten ein breites Repertoire von Dingen, die ein ambitioniertes Eishockeyteam möglichst nicht präsentieren sollte. Am Freitagabend hatte der KEC gar nach 4:1-Führung beim Aufsteiger Füchse Duisburg noch drei Gegentreffer kassiert, erst im Penaltyschießen gewonnen.

Den Zeitpunkt für die Formkrise hat die von Hans Zach trainierte Mannschaft äußerst ungünstig gewählt. Nur noch drei Vorrundenspiele in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) stehen an bis zum Beginn der Play-offs um die Meisterschaft am 15. März. Das erklärte Ziel der Kölner lautet: Unbedingt Meister werden nach den peinlichen Viertelfinalpleiten der Jahre 2004 und 2005. Und es geht gleichzeitig auch um einen ehrenvollen Abschied von Hans Zach aus Köln. Im Sommer 2002 war der Ex-Bundestrainer zum KEC gekommen. Der Vertrag des Tölzers läuft im April aus – und die Haie machen keinerlei Anstalten, mit Zach zu verlängern. Im Gegenteil: Seit Monaten sondiert die Klubführung den Markt nach einem Nachfolger.

Mit einem Jahresgehalt von geschätzten 400.000 Euro ist Zach der bestbezahlte Coach in der DEL. Als er das Amt in Köln antrat, bezeichnete er die Haie überschwänglich als „Bayern München des Eishockeys“. Er wolle den achtmaligen Meister nicht lange auf den nächsten Titel warten lassen. Auf Werbeplakaten wurden „zachige Zeiten“ angekündigt. Eine leere Versprechung: Zachs bestes Resultat mit den Haien war der Vizetitel 2003, das Finale verloren die Kölner damals gegen Krefeld. 2004 war Frankfurt im Viertelfinale zu stark, 2005 scheiterten sie an Ingolstadt und Zach jammerte jeweils über Verletzungspech und Schiedsrichterentscheidungen.

Auch 2006 muss Zach in den Playoffs auf zwei Stammspieler verzichten, die Stürmer Jean-Yves Roy und Sebastian Furchner haben sich verletzt. Doch die Klubführung hat sich diesmal gegen mögliche Verletzungs-Lamentos des Trainer abgesichert und kurzfristig zwei Angriffskräfte nachverpflichtet: Jan Alinc aus Tschechien und den US-Amerikaner Mike Souza sind in der vergangenen Woche zum Haie-Team gestoßen. „Wir haben eine gute Mannschaft“, lautet das Motto, das Geschäftsführer Thomas Eichin und Sportmanager Rodion Pauels gebetsmühlenartig zum Besten geben. Sie weisen darauf hin, dass immerhin sechs deutsche Nationalspieler im Haie-Kader stehen. Dazu hochklassige ausländische Akteure wie der Slowake Ivan Ciernik, der unlängst zum besten Außenstürmer des Jahres gekürt wurde.

In der ersten Playoff-Runde werden sich die Haie vermutlich, darauf deutet zumindest der aktuelle Tabellenstand hin, nicht mit irgendeinem Gegner auseinandersetzen müssen, sondern mit dem Erzrivalen Düsseldorfer EG. Seit dem Jahr 1996 gab es kein Playoff-Duell zwischen den rheinischen Klubs, damals spielten sie im Finale gegeneinander. Die DEG besiegte die Haie feierte ihre achte und bislang letzte deutsche Meisterschaft. Der KEC war zuletzt 2002 Champion – in der Saison, bevor Zach kam.

CHRISTIANE MITATSELIS