Kurzkritik: Christian Kjellvander im Römer
: Immun gegen Frühling

Achtung: Frühlingsstress. Bevor sie demnächst wieder alles verströmen, jeder seine Pheromone unter die Leute bringen wird, besuchen diejenigen, die nicht schon wieder einen Sexualpartner abkriegen möchten, vorbeugend im Römer ein Konzert, das immunisiert gegen den jahreszeitlichen Aufbruch. Die Musik dazu kommt aus Skandinavien, wo es gefühlte 364 Tage im Jahr dunkel ist. Also: Augen zu, Ohren auf. Christian Kjellvander – hünenhafter, freundlich blonder Vorzeigeschwede – verströmt eine Aura der Ruhe und Spiritualität.

Sanft zuckende Wachtraumfragmente ertönen, dargeboten in einer spezifischen Form trauriger Langsamkeit, die Rückschau hält auf Kjellvanders Jugend in den USA: wohl sortierte Songwriter-Kunst mit Hang zu rockigen Americana-Epen.

Wobei es nicht um den Zauber der Melodie, sondern um die Atmosphäre der Arrangements geht. Der vom wimmernden Country-Idiom geprägte, seidig brummende, nie aus der flüsternden Ruhe zu bringende Gesang bestimmt die Song-Szenarien. Mal werden sie grundiert, mal umspielt und dann wieder hingebungsvoll überlagert durch leise weinend vor sich hinknarzende Soundinszenierungen dreier Gitarren. Bei aller klangmalerischen Lust bleibt die Musik aufs Notwendigste konzentriert, lässt sich nie frühlingshaft gehen. Schlichtweg: beglückend. Jens Fischer