Welterbe mit Verfallsdatum

NATURSCHUTZ Die Anrainerstaaten diskutieren die Zukunft des Ökosystems. Der Klimawandel, eingeschleppte Tier- und Pflanzenarten, das Verschwinden der Vogelarten und die Schifffahrt gefährden das Wattenmeer

Bei mehr als der Hälfte der untersuchten Zugvogelarten ging der Bestand zurück

Wie reagiert das Wattenmeer auf den Klimawandel? Wie soll mit eingeschleppten Tier- und Pflanzenarten umgegangen werden? Diese und viele andere Fragen beschäftigen am Donnerstag auf der Nordseeinsel Sylt die elfte Wattenmeer-Konferenz zwischen Deutschland, Dänemark und den Niederlanden. Die Staaten wollen einen neuen Wattenmeerplan unterzeichnen, der die Basis für die Arbeit der kommenden Jahre sein soll.

Die Einzigartigkeit des Wattenmeeres ist von der Unesco durch die Aufnahme in das Weltnaturerbe anerkannt worden. Das gilt für die Gebiete in den Niederlanden und den drei deutschen Küstenländern Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein. Nur Dänemark konnte sich noch nicht dazu durchringen, einen entsprechenden Antrag zu stellen.

Auch nach Anerkennung als Weltnaturerbe sieht die Umweltstiftung WWF viele ungelöste Probleme, für die Strategien vereinbart werden müssen. Die Fischerei auf Muscheln und Krabben sei noch nicht naturverträglich. Es drohe eine Industrialisierung durch Kohlekraftwerke, Ölförderung und Hafenausbau.

„Wir müssen heute beginnen, die Anpassung des Wattenmeeres an den Klimawandel vorzubereiten“ sagte Hans-Ulrich Rösner vom WWF. Dazu müsse erforscht werden, wie der Sturmflutschutz mit dem Erhalt der Wattenmeerlandschaft bei steigendem Meeresspiegel in Einklang gebracht werden könne.

Die Grünen im Bundestag und die Schutzstation Wattenmeer forderten im Vorfeld, den Schutzstatus für das Wattenmeer auf die Schiffsrouten auszuweiten. „Ein havarierter Öltanker im Wattenmeer und die Schutzbemühungen der letzten 30 Jahre waren vergebens“, sagte Johann Waller, Vorsitzer der Schutzstation Wattenmeer.

Der Naturschutzbund (Nabu) wies auf das Dahinschwinden vieler Vogelarten hin. Bei mehr als der Hälfte der vom Nabu untersuchten Zugvogelarten ging der Bestand in den vergangenen 20 Jahren zurück. (taz / dpa)