Demonstranten ärgern Bauernverband

5.000 Menschen kamen zum Aktionstag gegen gentechnische Landwirtschaft – 1.000 allein in Seehofers Wahlkreis

BERLIN taz ■ Der Deutsche Bauernverband war nervös. In einem Schreiben an die Mitglieder hieß es: Mit der Angst vor Vogelgrippe lasse sich „der eine oder andere lästige Demonstrant abschrecken“. Doch diese Hoffnung zerschlug sich. Am Freitag gingen bundesweit etwa 5.000 Menschen zu einem Aktionstag für gentechnikfreie Landwirtschaft in 50 Städten auf die Straße. Allein in Ingolstadt, im Wahlkreis von Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU), zählten die Organisatoren über 1.000 Menschen und 80 Traktoren.

Die Bauernlobby hatte in dem internen Rundschreiben Verhaltensformeln diktiert: Nicht hingehen, sonst würde „den Organisatoren gelingen, einen Keil zwischen die Landwirte zu treiben“. Das sei ärgerlich, da ja sowieso nur übliche Verdächtige wie „Greenpeace, BUND oder Nabu“ versuchten „Landwirte zu instrumentalisieren“.

Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) hingegen forderte ihre Mitglieder auf, für gentechnisch freie Produktionsmöglichkeiten auf die Straße zu gehen. „80 Prozent aller Landwirte lehnen Gentechnik auf ihren Feldern ab“, sagte Georg Janßen. Der AbL-Chef forderte, den Bauernverband und seine Pro-Gentechnik-Ideologie „nicht mehr ernst zu nehmen“.

Union und SPD hatten im Koalitionsvertrag vereinbart, Forschung und Anwendung der Gentechnik zu fördern. Laut BUND wurden allein im Februar bundesweit 160 Standorte mit 1.860 Hektar mit Gen-Mais bepflanzt. Etwa die Hälfte der Flächen liege in Brandenburg, dahinter folgten Mecklenburg-Vorpommern mit 363 Hektar und Sachsen mit 263 Hektar. Bundesweit schlossen sich inzwischen 25.000 Bauern zu 88 gentechnikfreie Zonen zusammen. NICK REIMER