Gewachsene Diskriminierung

RECHTSANSPRUCH Um die Betreuung ihrer Kinder zu gewährleisten, organisieren mehr Bremer als zuvor Kitas selbst. Dafür werden sie prinzipiell benachteiligt

Bis zum Sommer 2014 will Bremen in städtischen Kindergärten mit einem bundesweiten Modellprojekt die Erzählkultur fördern. Dazu bilden professionelle GeschichtenerzählerInnen Fachkräfte sowie Lesepaten und Eltern in der Kunst des Erzählens aus.

■ In deutschen Kitas werde viel zu wenig erzählt, sagt die Bremer Frühpädagogin und Vorschulexpertin Ilse Wehrmann. „Was Bremen vorhat, finde ich eine großartige Sache“, sagte sie in einem Interview. Für das Erzählen bleibe den ErzieherInnen „im normalen Kita-Alltag oft wenig Zeit“. Beim Erzählen würden nicht nur sprachliche, geistige und kreative Fähigkeiten gefördert, sondern auch soziale Kompetenzen. Auch würden Werte „ganz automatisch weitergegeben“.  (taz/epd)

Mehr Eltern als zuvor haben in Bremen in den vergangenen Monaten einen Verein gegründet, um ihre Kinder in einer eigenen Einrichtung zu betreuen. „Das liegt allein an dem Rechtsanspruch“, sagte Kristin Tanneberg vom Verbund Bremer Kindergruppen. Die Stadt habe deutlich mehr Neugründungen und Erweiterungen bewilligt als in den Jahren zuvor, erklärte sie. „Sie möchte Sorge dafür tragen, dass ausreichend Plätze vorhanden sind.“

Von 1. August an haben Eltern bundesweit einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für unter Dreijährige. Elternvereine organisieren und verwalten die Betreuung ihrer Kinder. Die Einrichtungen sind gesetzlich anerkannt und werden mit öffentlichen Geldern gefördert.

Die Finanzierung ist Tanneberg zufolge meist nicht ausreichend. „Elternvereine sind grundsätzlich viel schlechter finanziert als Einrichtungen etwa von der Stadt oder Kirche“, kritisierte sie. Das Bremer Sozialressort von Anja Stahmann (Grüne) verwies dagegen darauf, dass es bereits eine schrittweise Annäherung gab. Eine finanzielle Gleichstellung sei derzeit politisch nicht gewollt. Es könne aber sein, dass es vor dem Hintergrund des Rechtsanspruchs neue Überlegungen geben werde, sagte der Sprecher des Sozialressorts, Bernd Schneider.

Die unterschiedliche Förderung erklärte Schneider mit der Historie. „Elternvereine sind aus dem Ehrenamt gewachsen.“ Auch heute noch werde die gesamte Vereinsarbeit ehrenamtlich geleistet. „Die Eltern haben zwar einen Zeitaufwand, aber keinen finanziellen“, so Schneider zur Begründung. Zudem hätten die elterngeführten Betreuungseinrichtungen einige Freiheiten, die staatliche Einrichtungen nicht hätten.  (dpa)