Kein Mitleid mit Springer!

50 MITARBEITER ENTLASSEN

Die Vielfalt, mit der „Bild“ und „BZ“ Berlin bereichern, ist etwa so wertvoll wie die Vielfalt an Hundekacke auf der Straße

Die Redaktionen von Bild-Zeitung und BZ werden zusammengelegt. 50 Mitarbeiter der Boulevardzeitungen, die beide im Axel-Springer-Verlag erscheinen, sollen dadurch ihren Job verlieren. Auch bei der Morgenpost bangen Journalisten um ihre Stellen, seit Springer am Donnerstag den Verkauf des Blatts an die Funke-Gruppe rund um die Westdeutsche Allgemeine Zeitung bekanntgab.

Viele Medien haben in dieser Woche über die Abbaupläne berichtet. Und sie fragten dabei: Was wird jetzt nur aus den armen Kollegen? Landen sie weich? Gibt es einen Sozialplan? Und was wird nun aus der Pressevielfalt in Berlin?

In der Theorie stimmt es natürlich, dass es für ein demokratisches Gemeinwesen förderlich ist, wenn es möglichst viele verschiedene Medien zur Informationsverbreitung und Meinungsbildung gibt. Aber in der Praxis kommt es ja wohl auch darauf an, um was für Medien es sich konkret handelt. Die Vielfalt, mit der Bild-Zeitung und BZ diese Stadt bereichern, ist ungefähr so wertvoll wie die Vielfalt an verschiedenen Hundekackehaufen auf dem Gehweg.

Natürlich gibt es auch bei diesen Blättern gute Journalisten, die mit sachkundigen Beiträgen Aufklärung im besten Sinne leisten. Es gibt aber auch die, die mit Schweinemethoden, mit Lügen, Erpressungen und Bestechungen an ihre Informationen aus der Welt der Kriminalität, der Prominenz oder des Rotlichts kommen. Es gibt die, die gegen alternative Lebensentwürfe hetzen, die Stimmung gegen Minderheiten machen, die bleiernen Konservatismus verbreiten oder in fremder Leute Privatsphäre eindringen.

Die Arbeitslosigkeit dieser Kollegen ist ein Gewinn für die Stadt. Und natürlich auch für sie selbst: Sie gibt ihnen die Chance, doch noch zu wertvollen Mitgliedern der Gesellschaft zu werden.

SEBASTIAN HEISER