Wieder auf Linie

Heute Nacht läuft Norbert Meiers Kopfnusssperre ab. Jetzt sucht der Trainer einen neuen Job an der Seitenlinie

Den Sekt hat Norbert Meier schon vor Wochen kalt gestellt: „Um Mitternacht lasse ich ganz gemütlich die Korken knallen“, freut er sich. Ab heute Nacht darf Meier wieder als Fußball-Trainer arbeiten. Der 47-jährige saß zwar nicht im Gefängnis, fühlte sich aber gleichwohl wie eingesperrt: „Wenn du so lange deinen Beruf nicht ausüben darfst, ist das die Hölle!“ Das DFB-Sportgericht sperrte Norbert Meier für drei Monate, nachdem er am 6. Dezember als Trainer des MSV Duisburg dem Kölner Profi Albert Streit an der Seitenlinie einen Kopfstoß verpasste.

Nein, die Fernsehbilder habe er sich seither nicht angesehen, sagt der als „Kopfnuss-Meier“ titulierte Fußballlehrer, der auch seinen Job beim MSV darüber verlor. Völlig normal findet er es jedoch, immer wieder auf seinen Ausraster angesprochen zu werden. „Es war halt ein Fehler, der nicht zu entschuldigen ist“, sagt Meier.

Weil der zur Untätigkeit verdonnerte seiner Frau im Wohnzimmer verstärkt auf die Nerven gegangen sei, zog es ihn in die Stadien: „Ich sah jede Woche bis zu vier Spiele und konnte in den Halbzeitpausen in Ruhe einen Kaffee trinken“, erzählt er. Auch Belgien und die Niederlande hat er bereist, ja sogar Eishockeypartien des EV Duisburg besuchte er: „Die genauen Regeln waren mir zwar unbekannt, aber ich habe mir die taktischen Abläufe bei diesem sehr schnellen Sport gemerkt“.

Viel Zuspruch von Kollegen wie dem Mainzer Jürgen Klopp habe er auch auf den Tribünen erfahren. „Es gibt viele freundliche Leute mit einem gewissen Verständnis für meine Tat“, meint Meier. „Keiner kann das gutheißen, aber der Mensch Meier darf doch auch mal einen Bock bauen“. Schließlich sei er in seinen 25 Profijahren nie negativ aufgefallen. In 292 Bundesligaspielen für Bremen und Mönchengladbach hätte er keinen Platzverweis kassiert. Weil er die Kopfnuss zunächst vehement abstritt, wurde er aber auch als Schauspieler und Lügner beschrieben: „Ich wurde falsch beraten und hätte besser schweigen sollen“, sagt Meier heute. Und verspricht, dass er zur Seitenlinie künftig zehn Zentimeter Sicherheitsabstand halten wird. Von einer Fortsetzung seiner Trainer-Karriere ist Meier überzeugt. Bereits Anfang Februar hätten sich einige deutsche Profi-Vereine erkundigt, wann seine Sperre endlich ablaufe. „Mein Ziel ist die Bundesliga, da habe ich zuletzt erfolgreich gearbeitet“, so der frühere Nationalspieler, der den MSV 2005 in die Erstklassigkeit führte: „Eigentlich wissen alle, dass ich kein Rüpel bin“.

Amüsiert hat ihn in den letzten Tagen, dass auch sein ehemaliger MSV-Schützling Marino Biliskov durch eine Kopfnuss auffiel und Bielefelds Trainer Thomas von Heesen einen Schiedsrichter wegschubste. „Wer nur ein bisschen menschliches Empfinden hat, weiß, wie das zustande kommt“, meint Meier. Strafen müssten aber sein: „Ich habe ja auch Zeit zur Reue bekommen, jetzt bin ich aber wieder auf dem Markt.“ ROLAND LEROI