die anderen über die atompolitik der usa gegenüber indien und dem iran
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In London schreibt der Guardian: Die Atom-Gespräche zwischen dem Iran und den großen drei der Europäischen Union sind schon seit Monaten in der Sackgasse. Aber es war mehr als ein unglücklicher Zufall, dass das letzte Treffen genau an dem Tag stattfand, an dem US-Präsident Bush bei seinem Besuch in Neu-Delhi Indien erlaubte, die friedliche Nutzung der Atomenergie weiterzuentwickeln und gleichzeitig außerhalb des Atomwaffensperrvertrags zu bleiben. Dieser Beigeschmack von Doppelmoral wird es schwer machen, in dieser Frage auf einer Linie zu bleiben. Und er gibt dem Vorwurf Nahrung, den der verärgerte iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad erhebt – dass die Ablehnung von Irans Atomplänen politischer Natur ist.

In Paris kommentiert Le Monde: Wie unterschiedlich in dieser Sache Indien und der Iran behandelt werden, das zeigt: Die Gefährlichkeit der Atombombe ist für einige US-Strategen keine technische Angelegenheit, sondern politisch begründet. Sie hängt von der Art des Regimes oder der Regierung ab, die über die Bombe verfügen. Indien ist eine Demokratie, der man vertrauen kann, dass sie auf Stabilität hinarbeitet, der Iran dagegen eine Theokratie, die den Terrorismus unterstützt und die Nachbarn bedroht. Diese Überlegungen schaden allerdings dem grundsätzlichen Vorrang, den die atomare Nichtweiterverbreitung doch haben sollte.

In den Niederlanden meint Trouw: Indien weigert sich immer noch, den Vertrag über die Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen zu unterzeichnen, und hält zudem seine militärischen Atomanlagen für Kontrollen von außen verschlossen. So bleibt die Möglichkeit für die Entwicklung neuer indischer Atomwaffen offen. Dies ist eine halbherzige Vereinbarung. Indien kann man vielleicht mehr Vertrauen schenken als Iran. Aber es ist zu viel, wenn dieses Land mit technologischer Hilfe für sein Atomprogramm belohnt wird.

Die Salzburger Nachrichten finden: Teheran wütet und droht und führt vor Augen, welche Konsequenzen es haben könnte, fiele die Bombe in falsche Hände – der Albtraum der Globalisierung. Delhi hat zwar das internationale Abkommen nicht unterschrieben, doch bewies es in all den Jahren, dass es verantwortungsbewusst handelt – ein Beispiel für die Möglichkeiten der Globalisierung. Die aufstrebende Weltmacht Indien hat Vertrauen gebildet und glaubhaft gemacht, dass sie eine stabilisierende Rolle in einer unsicheren Region spielen will. Der Iran führt sich wie ein unberechenbarer pubertierender Jugendlicher auf. Präsident Bush hat deshalb Recht, wenn er nicht die gleichen Spielregeln anwendet.