Von Kärnten lernen

Schleswig-Holstein hat den Unternehmensberater Roland Berger engagiert, um ein neues Tourismuskonzept zu entwickeln. Doch was könnte in diesem Konzept drin stehen?

von Esther Geislinger

„Urlaub, so weit das Auge reicht“, wirbt die Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein. Allerdings: Das schweifende Auge trifft oft auf Unschönes und Ödes, wie der für Tourismus zuständige Wirtschaftsminister Dietrich Austermann (CDU) zugeben muss: „Unzureichendes Profil, eine Beherbergungsstruktur ohne Höhepunkte, Defizite beim Service, Wildwuchs bei den Verbänden“ seien offenkundige Schwächen. Fazit: „Es gibt keine Marke Schleswig-Holstein.“

Um die zu schaffen, soll nun die Unternehmensberatung Roland Berger ran. Er sei zwar kein Freund solcher Firmen, bekannte Austermann, aber Roland Berger habe im österreichischen Bundesland Kärnten erfolgreiche Arbeit geleistet. 150.000 Euro soll das Konzept der Unternehmensberater kosten, davon zahlen zwei Drittel das Land und ein Drittel die Tourismusverbände. Im November soll das Ergebnis öffentlich präsentiert werden.

Mal sehen: Kärnten wirbt auf seiner Tourismus-Homepage mit dem Slogan „Urlaub bei Freunden“, was wahrscheinlich bedeutet, dass der Gast heil wieder zurückkommt – ein klares Abgrenzungsmerkmal zu Ländern mit hohem Entführungspotenzial. Beworben wird regionales Brauchtum zu ungewöhnlichen Festen wie Weihnachten, Faschingszeit und Ostern sowie ausgefallene Sportmöglichkeiten wie Wandern, Ski fahren, Snowboarden. Das meiste lässt sich problemlos auf Schleswig-Holstein übertragen: Es gibt Rad- und Wanderwege, und auch hier wird das Brauchtum gepflegt.

Gezielt vermarkten ließe sich Schleswig-Holstein darüber hinaus als „Land der Jäger und Sammler“: Durch die neue Jagdverordnung kann der Waffenfreund hier fast rund ums Jahr ansitzen. Für die ganze Familie bietet sich als besonderes jahreszeitliches Event die Suche nach gefrorenen Vögeln an. Ab März kann der Tourist sich den Eingeborenen anschließen und beim allgemein beliebten „Schietsammeln in der Feldmark“ mit anschließender Erbsensuppe im Feuerwehrgerätehaus Kontakte knüpfen – Informationen erteilen die Gemeindeverwaltungen.

Der Sommer lockt mit dem Out-Door-Special „Ozon erzeugen und atmen“: Nach dem Stau auf der A 7 oder der gleichfalls beliebten A 23 geht es vom Strandparkplatz in St. Peter-Ording an die See. Wichtig wäre auch die Abgrenzung von konkurrierenden Ferienregionen: „Wie Dänemark, nur ohne Karikaturen“ könnte ein Slogan lauten, der sich – wie das Motto in Kärnten – an den sicherheitsbewussten Gast richtet.

Mal sehen, was Roland Berger sich darüber hinaus noch einfallen lässt, um Schleswig-Holstein touristisch an die Spitze zu bringen. Gegen ein Beratungshonorar liefert die taz nord gern weitere Ideen.