„Wehe, Frankreich!“

NAMENSTAG Vor 820 Jahren kam Ingeborg durch Bremen und die Welt war noch in Ordnung

■ so rund die 838, rechtmäßige Königin von Frankreich und in gewissem Sinne Frauenrechtlerin.

taz: Frau Ingeborg, Sie haben zwar heute Ihren Gedenktag, sind aber nie heilig gesprochen worden…

Ingeborg von Dänemark: …im Gegensatz zu meinem Stiefenkel Louis, da haben Sie recht. Das belegt aber nur, wie peinlich eng sich die Kirche damals schon an die Capetinger angeschmiegt hatte: Immerhin war es ja auch ein Affront gegen die Päpste, dass dieser Milchbubi letztlich verhinderte hat, dass ich in der Königsgruft beigelegt werde.

Inwiefern war das ein Affront?

Da muss ich ein bisschen ausholen: Ich war die Gemahlin von Philippe II.

mit Beinamen Auguste… ?

Sie haben Nerven! Aber von mir aus: Der hatte gemeint, die Ehe mit mir nach vier Monaten auflösen zu können.

Sie fuhren vor 820 Jahren zur Hochzeit aus Dänemark nach Amiens – auch über Bremen?

Ja, da sind wir exakt am 30. Juli 1193 durchgekommen.

Nicht möglich! Und dann… ?

Schon im November 1193 veranstaltete Phil eine „Staatsversammlung“. Eigentlich war’s ein Schauprozess mit seinen waschlappigen Pairs und Grafen, von denen sich keiner traute, mich zu verteidigen. Und mithilfe seines Bischofsonkels hat er dann eine angebliche Verwandtschaft meines Vaters Harald mit einem Onkel seiner Jahre zuvor gestorbenen Frau als Ehehindernis konstruiert.

Und das haben Sie als dänische Prinzessin verstanden?

Nicht ein Wort! Nicht, bis ich meinem –ach! wie gnädig – bereitgestellten Übersetzer gegen das Schienbein getreten hatte.

Autsch.

Das hat er auch gesagt.

Nein, ich meine: Ihre Geschichte. Schmerzhaft, das. Daraufhin haben Sie Frankreich verflucht?

Mala Francia!, habe ich gerufen: Wehe, Frankreich! Und: Roma! Roma!

Sprich: der Papst?

Die Päpste. Ich habe ihnen, einem nach dem anderen, per Brief klar gemacht, dass Sie diese Ehe wiederherzustellen hätten.

Und die haben reagiert?

Es hat hintereinander vier Konzile auf mein Betreiben gegeben, nach denen mein Gemahl am Ende zweimal exkommuniziert und nur noch mit mir legal verheiratet war.  Interview: bes