In Israel beginnt der TV-Wahlkampf

Vor den Parlamentswahlen am 28. März stehen die Themen Sicherheit und Wirtschaftswachstum im Mittelpunkt. Likud und Arbeitspartei streiten über die Finanzpolitik, und die neue Liste Kadima wirbt mit Spitzenkandidat Olmert und Premier Scharon

AUS JERUSALEM SUSANNE KNAUL

Eins zu null für die Wahlkampfberater des Likud. Die TV-Spots der konservativen israelischen Liste sind konkurrenzlos die eindringlichsten. „Am 5. Februar ließ [der amtierende Premierminister Ehud] Olmert 250 Millionen Schekel auf das Konto der PA [Palästinensische Autonomiebehörde] überweisen“, lehrt der Likud und fragt polemisch: „Ratet mal, was die Hamas damit macht?“ Die Antwort folgt auf dem Fuße: Maskierte Hamas-Kämpfer marschieren über den Bildschirm, begleitet von den Sirenen einer Ambulanz.

Die Sicherheit steht an erster Stelle im Kampf um die Stimmen bei den Parlamentswahlen am 28. März, dicht gefolgt von dem Versprechen, die Wirtschaft anzukurbeln – je nach Ideologie und individueller Methode. Likud-Spitzenkandidat Benjamin Netanjahu und der Vorsitzende der Arbeitspartei Amir Peretz, ehemals Gewerkschaftschef, geraten hier aneinander. „Wenn Netanjahu siegt, geht es mit der Wirtschaft aufwärts“, verspricht der Likud, während die Arbeitspartei den ehemaligen Finanzminister und dessen umstrittene Reformen für die wachsende Armut im Land verantwortlich macht.

„Kann man mit dem Mindestlohn in Israel auskommen?“, so eine Umfrage unter Betroffenen, die allesamt wenig überraschend mit einem klaren Nein antworten. „Über eine Million Arbeiter verdienen weniger als den Mindestlohn“, heißt es in dem Spot der Sozialisten. „Nur die Arbeitspartei setzt sich für eine Erhöhung ein.“ Das Team um Peretz verspricht einen „Richtungswechsel“, um soziale „Kluften zu schließen“ und eine „starke Gesellschaft“ aufzubauen. Niemand solle auf das Studium verzichten müssen, nur weil er kein Geld hat, so Peretz in einem Spot mit dem etwas pathetischen Titel „Meine Vision“.

Kadima-Kandidat Ehud Olmert joggt zu den verpoppten Klängen der israelischen Nationalhymne „HaTikwa“ und zieht Vergleiche zwischen dem Läufer und dem weisen Politiker. Beide müssten wissen, ihre Kräfte vernünftig einzuteilen, um das Ziel zu erreichen – „Schritt für Schritt in die richtige Richtung“. Zehn bis zwölf Kilometer lege er regelmäßig trabend zurück. Aufmerksame Journalisten bemerkten seinen Grammatikfehler, denn Olmert sprach auch auf Hebräisch von „Kilometer“ anstelle der richtigen Pluralform „Kilometrim“. Etwas peinlich sei so ein Fehler schon, schließlich habe der Spitzenkandidat gerade ein verbessertes Erziehungssystem versprochen.

„Ich sehe die Hamas nicht als existenzielle Bedrohung“, zitiert der Likud Olmert im Internet, während ihm per Computer-Trick die Augen verbunden sind. Der Likud konzentriert die Kampagne sehr auf Netanjahu, wohingegen die Arbeitspartei eher das Team in den Vordergrund stellt. Bei der Kadima wiederum sind es Olmert und Ariel Scharon, der seit Anfang Januar im Koma liegende Premierminister. „Jetzt, wo Ariel Scharon um sein Leben kämpft, ist der Stoff, der uns zusammenhält, der Weg, den er einschlug“, mahnt der Parteigenosse Ronni Bar-On in einem Spot, der Scharon mal als verletzten jungen Soldaten zeigt, mal an der Klagemauer betend und schließlich bei der Pressekonferenz, in deren Verlauf er die Gründung der Kadima bekannt gab. „Zynisch“, so kommentierte Juli Tamir von der Arbeitspartei den „Missbrauch eines sterbenden Menschen für den Wahlkampf“.