DIE GESELLSCHAFTSKRITIK
: Ficken für die Karriere

WAS SAGT UNS DAS? In der schönsten Jahreszeit thematisieren alle Studien des Landes nur eins: Sex

Der Sommer ist die Zeit der Ficki-Ficki-Studie. Ob Einspurigkeit des Beziehungsdaseins (siehe unten) oder Besprungverhalten im Büro – sobald die Hitze ein Sommerloch in den allgegenwärtigen Berichterstattungsteppich brennt, geht es um Sex.

Statt die sieche SPD in ihrem Leid noch einmal dem Pöbel Öffentlichkeit vorzuführen, haben die Umfrager von Forsa lieber danach gefragt, wer sich vorstellen könnte, sich hochzuschlafen in diesem Land. Und 10 Prozent der 1.001 Befragten würden wohl. Vor allem die Jungen zwischen 18 und 29 Jahren, ab 30 halbiert sich der Wert.

Was sagen uns die Geschichten aus tausendundeiner Nacht? Wenn man will, alles. Von links: Schlimm, schlimm, Folgen der Eurokrise, Generation Praktikum, wo bleibt der DGB? Von rechts: Verfall der Sittlichkeit, Aufbrechen kirchlicher Milieus. Links und rechts: Mmmh, jo, vielleicht steht die Kleine mit den roten Haaren ja doch auf mich.

Und dazu die Bilder: Männerhände, die sich an bestrumpften Frauenbeinen hochschieben, ein ganzer Zweig der Illustrierungsindustrie wartet offenbar auf die Zeit des Büropornos. So würde der Sex aussehen, wenn die Studienräte den Krieg gewonnen hätten. Männchen, Weibchen, gedeckte Farben, der Typ greift an, die Tussi verteidigt, und alles in schönem Telenovela-Licht.

Als heterosexueller Mann wünscht man sich mal einen ordentlichen Arschfick unter beharrten Männern, um einen Strahl der Dunkelheit in diese öffentlich-rechtliche Fummeltristesse zu senden. DANIEL SCHULZ