Zu wenig Schulen im Viertel

SCHÜLERBEWEGUNG Die Bildungsbehörde sucht nach den Gründen für die große Zahl abgelehnter Schulkinder – und hofft darauf, dass sich das Problem nach Ostern reduziert

Viele haben Vorrang, niemand ein Recht auf seine Wunsch-Schule

Von Klaus Wolschner

„Das liegt garantiert nicht an uns“, versicherte gestern Bremens Bildungssenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD): Rund 330 Schulkinder der vierten Klasse haben wählen dürfen, in welche Schule sie gehen wollen, meist auch Zweit- und Drittwahl angegeben und dennoch in keiner einen Platz gefunden. Im Viertel und in der Östlichen Vorstadt sind Eltern auf den Barrikaden, weil ihre 10-Jährigen nach dem Sommer in andere Stadtteile auf Schulen gehen sollen, die vor Ort wenig Akzeptanz gefunden und daher freie Plätze haben. Um die Ursachen und mögliche Lösungen für das Problem zu erklären, hatte die Senatorin die Presse eingeladen.

Nach den bisherigen Erkenntnissen des Ressorts gibt es zwei Gründe für die derzeitige Lage: Einmal haben in diesem Jahr – überraschend – 203 Schüler aus privaten Grundschulen sich auch um einen Platz in der fünften Klasse einer staatlichen Schule beworben, 2009 waren das nur 62. Viele von ihnen werden am Ende an den Privatschulen Platz finden, blockieren aber derzeit noch Plätze in dem staatlichen System. Wie viele, weiß niemand.

Im Bereich Mitte / Östliche Vorstand sei es gleichzeitig so, dass 362 Kinder aus den Grundschulen kommen, es aber nur 289 Plätze in weiterführenden Schulen im Stadtteil gibt. Offenbar haben sich früher mehr Kinder aus dem Viertel um Schulplätze außerhalb des Stadtteils bemüht. Die Behörde hat genau nachgezählt: 63 Kinder aus diesen Grundschulen haben zwar einen „Vorrang“, dennoch aber keinen Platz im Viertel gefunden. Die Senatorin erinnert daran, dass sie dagegen war, sieben Grundschulen „bevorzugt“ der Gesamtschule Mitte zuzuordnen. „Ich habe davor gewarnt.“ Die Eltern setzten das durch – die GSM ist eben beliebt.

Die Analyse ändert wenig an der Situation, was also tun? Erst einmal rechnet die Senatorin damit, dass nach den Osterferien viele Plätze frei werden durch Schüler, die auf Privatschulen gehen. Wenn dann noch viele Kinder unversorgt sein sollten, so deutete sie an, könnte an der Schule Schaumburger Straße eine weitere Klasse eingerichtet werden. Auf diese neuen Plätze haben dann aber diejenigen den ersten Zugriff, die sich für die Schaumburger als Erstwahl entschieden hatten. Sie machen dann Plätze anderswo frei, ein Nachrück-Domino beginnt.

Im Bremer Westen hingegen steigt die Zahl der Kinder. An der „Neuen Oberschule Gröpelingen“ in der Humannstraße könnte eine neue Klasse entstehen, mittelfristig solle es eine neue attraktive „Reformschule“ dort geben, sagt Jürgens-Pieper.