Schifffahrt und Werften sollen rudern

FINANZKRISE Kein Förderprogramm des Bundes. Branche muss auf Wiederanziehen des Welthandels hoffen

Die krisengeschüttelte deutsche Schifffahrt und die Werften müssen ohne staatliche Förderprogramme aus der Flaute kommen. Nach einem Nein der Bundesregierung zu Geldspritzen hoffen Bund, Länder und die Branche nun vor allem auf Banken und Privatfinanziers. Von der Politik kamen nur einige Prüfzusagen und vage Ankündigungen.

Für die Werften könne der Bund vielleicht einige staatliche Aufträge zeitlich vorziehen, sagte der neue maritime Koordinator der Bundesregierung, Hans-Joachim Otto (FDP). Es werde überlegt, deutsche Schiffe im Rahmen der Entwicklungshilfe nach Afrika zu liefern. Für die Hafenbetriebe sei eine ermäßigte Stromsteuer denkbar, für die Reeder ein erleichterter Zugang zu Krediten. Noch im ersten Halbjahr will Otto eine Reihe von Prüfaufträgen abarbeiten und sich dann wieder mit den Branchenvertretern und norddeutschen Politikern treffen.

Branchenvertreter hätten sich mehr Unterstützung gewünscht. „Flankierende Maßnahmen des Bundes wären äußerst hilfreich, um Seehafenbetriebe in der Krise von den Kosten ihrer nicht ausgelasteten Kapazitäten zu entlasten“, sagte zum Beispiel der Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Seehafenbetriebe (ZDS), Detthold Aden.

Die maritime Wirtschaft bietet rund 400.000 Arbeitsplätzen. Sie leidet stark unter der Weltwirtschaftskrise. Anleger investieren nicht mehr in Schiffe, Banken geben keine Kredite, Kunden haben weniger zu transportieren. Doch die Talsohle ist bereits erreicht. In diesem Jahr soll der weltweite Containerverkehr schon wieder um bis zu sieben Prozent wachsen, heißt es in einer Studie der Conti-Reederei.

Große Reedereien wie Hapag-Lloyd haben mit Sparprogrammen und dank steigender Ladungsmengen die Verlustzone verlassen. Zwei bis drei Jahre wird es wohl noch dauern, bis der Welthandel wieder das Niveau vor der Krise erreicht und die Branche zu alter Stärke zurückfindet. Bis dahin müssen die Unternehmen durchhalten. (dpa)