Jules Verne im Hafen

OPEN-AIR-KINO Am Wochenende sind im Bremerhavener Fischereihafen zwei Filme zu sehen: „Ziemlich beste Freunde“ und der Technicolor-Klassiker „20.000 Meilen unter dem Meer“. Der Eintritt ist frei

Mit „Ziemlich beste Freunde“ haben die Veranstalter schon sehr auf Nummer sicher gesetzt. Die französische Komödie über die Freundschaft zwischen einem reichen Querschnittsgelähmten und seinem schwarzafrikanischen Leibdiener war im letzten Jahr der Überraschungserfolg an den Kassen der Programmkinos, und wenn er nun am Freitagabend ab 22 Uhr im Fischereihafen von Bremerhaven gezeigt wird, sind die von den vorherigen Jahren gewohnten 4.000 ZuschauerInnen wohl garantiert – wenn es trocken bleibt.

Doch nach dem Pflichtteil, der garantiert, dass der große Aufwand sich lohnt, der die Sponsoren befriedigt und immerhin dafür sorgt, dass viele BürgerInnen der Stadt zumindest einmal einen Film auf einer Leinwand sehen, kommt am Samstagabend die Kür, und hier zeigt sich, dass Bernd Glawatty vom Kulturbüro Bremen eine Vorliebe für maritime Hollywoodschinken hat.

War es im Vorjahr „Der Scharlachrote Pirat“ von 1976 mit Robert Shaw in der Titelrolle, ist der Klassiker diesmal noch abgehangener: „20.000 Meilen unter dem Meer“ ist eine Adaption des Klassikers von Jules Verne aus dem Jahr 1954, und wer sich auch nur etwas für Science-Fiction-Filme interessiert, hat ihn sicher als Kind im Fernsehen gesehen.

Ähnlich wie „Die Zeitmaschine“ oder „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ ist er ein gutes Beispiel dafür, wie antiquiert fantastische Geschichten wirken können. Dieser nostalgische Effekt war bei der Herstellung gewollt: Hier wurden in der Mitte des 20. Jahrhunderts Geschichten aus dem späten 19. erzählt, und so sind diese Filme heute im doppelten Sinne altmodisch.

James Mason ist in „Twenty Thousand Leagues Under The Sea“ der Kapitän Nemo auf der „Nautilus“, Kirk Douglas spielt den singenden Walfänger Ned Land, der als Gefangener ständig versucht, aus dem Unterseeboot zu fliehen, und Peter Lorre passte so gut in die von Jules Verne erdachte Welt, dass er ein paar Jahre später auch bei „In 80 Tagen um die Welt“ als komisches Faktotum besetzt wurde. Der Film bekam Oscars für die Kulissen und Spezialeffekte, und die sind auch heute noch der Grund, warum es sich lohnt, ihn anzusehen. Vor allem, weil kaum jemand im Publikum ihn in dem Format gesehen hat, für das er gemacht wurde: auf einer großen Leinwand.

Auf diese sind die Veranstalter in Bremerhaven mit Recht stolz: Im Schaufenster Fischereihafen werden 20 Container aufeinander gestapelt. Über sie wird die 180 Quadratmeter große Leinwand gespannt. Aus Containern besteht auch die Projektionskabine, aus der heraus ein Spezial-Filmprojektor aus etwa siebzig Meter Entfernung das Bild auf die Leinwand wirft. Seit 1996 gibt es dieses „Kino im Hafen“, in dieser Zeit haben sich Rituale entwickelt. So gibt es ab 21 Uhr ein Rahmenprogramm mit Lotterie und Komikern. Und der Eintritt ist frei.  HIP

www.kino-im-hafen.de