vor ort
: SVEN PRANGE über einen widerspenstigen Theaterintendanten in Hagen

Es ist WM-Jahr. Da wird der Sport ganz groß geschrieben. Auch in Hagen. Zumindest wenn es nach dem Willen der SPD-Fraktion vor Ort geht. Die will für 600.000 Euro die Großsporthalle Ischeland sanieren lassen. Im Gegenzug sollen Theater und Orchester der Stadt gezwungen werden, Einsparungen in Höhe von 1,5 Millionen Euro jährlich zu leisten. Diese Zielmarke ist nicht neu, sie gibt es schon seit drei Jahren. Nur hat sich Theaterintendant Rainer Friedemann bisher nicht daran gehalten und weiter munter Mehrkosten in siebenstelliger Höhe produziert.

Doch die Genossen wollen sich von dem aufmüpfigen Theaterchef nicht mehr weiter in das leere Stadtsäckel greifen lassen – der im Sommer ohnehin aus dem Amt scheidet. Und auch Hagens Kämmerer Christoph Gerbersmann von der Mehrheitsfraktion CDU schlägt seit Neuestem harte Töne gegen die Kulturinstitute der grauen Sauerlandmetropole an.

Stein des Anstoßes ist ein Bericht des städtischen Prüfungsamtes. Danach hat Friedemann 2003 selbst eine Vereinbarung mit der Stadt unterschrieben, in der das 1,5 Millionen-Sparziel pro Jahr festgeschrieben ist. Daran gehalten freilich hat sich Friedemann nicht. „Das Einsparziel wurde siebenstellig verfehlt“, heißt es in dem Bericht der städtischen Rechnungsprüfer. Rainer Friedemann, der sich nicht öffentlich zu dem Thema äußern mag, ficht das nicht an. Stattdessen lässt er seinen Rechtsanwalt sprechen: „Personalkosten sind nicht beeinflussbar und Sachkosten kaum reduzierbar“, teilt dieser mit. Und Friedemann mahnt: „Nachhaltige Einsparungen sind nur über eine spürbare Verringerung von Quantität und Qualität möglich.“

Der Stadt aber ist das selten mit spektakulären Produktionen gesegnete Haus trotzdem zu teuer: Mit über zehn Millionen Euro werden Theater und Orchester jährlich bezuschusst. Das will der frisch gebackene Kämmerer nicht mehr so hinnehmen. „Eine Stadt wie Hagen braucht ein selbst bespieltes Theater“, lässt sich Gerbersmann zwar in der Lokalpresse zitieren. „Das muss aber mit weniger Geld auskommen.“

Die Stadt prüft nun ein arbeitsrechtliches Verfahren gegen den renitenten Theater-Chef. Parallel dazu soll sich die Bühne künftig wie ein Unternehmen organisieren. Ein modernes Controlling-System installiert der Verwalter des Hagener Finanzmangels derzeit ebenso im Theater, wie Budget-Verantwortliche und ein Inventur-System. Allerdings hat Gerbersmann auch eingesehen: Vor 2007 ist wegen bestehender Verträge an Einsparungen nicht zu denken.

Ob die das Haus aber künftig attraktiver machen? Das Theater hätte es wohl bitter nötig. Zumal wenn Friedemann den Laden verlässt. Im Sommer soll ein neuer Intendant her. Ob sich da angesichts des Sparzwangs und Rechtsstreitigkeiten jemand Namhaftes findet, ist fraglich. Bisher sind keine Bewerbernamen in Umlauf. Immerhin hat der Kämmerer schon mal eine Schlüsselqualifikation für jeden Bewerber genannt: „Der neue Intendant sollte auch Managerfähigkeiten haben.“