Last-Minute-Niederlage

Im Hinspiel des UEFA-Pokal-Achtelfinales verdient sich der harmlose HSV ein 0:2 bei Rapid Bukarest. Nigel de Jong fliegt vom Platz

„Die Mannschaft hat die Grundtugenden des Fußballs vermissen lassen“

von MARCO CARINI

Der HSV steht vor dem Aus im UEFA-Cup. Bei Rapid Bukarest konnten die Hamburger gestern in keiner Phase des Spiels an die Leistungen gegen Bayern München anknüpfen und verloren völlig verdient mit 0:2. Beim Rückspiel in der kommenden Woche müssen die Hanseaten nun hoch gewinnen, um das Viertelfinale noch zu erreichen.

In einem über weite Strecken niveauarmen Spiel entpuppten sich die Rumänen als Last-Minute-Spezialisten. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit erzielte Bukarests Stürmer Daniel Niculae mit einem platzierten Schuss aus 30 Metern den verdienten Führungstreffer für die Rumänen. Zwei Minuten vor Spielende besiegelte dann Buga die Niederlage der Hamburger. Zuvor war Niculae unbedrängt über den halben Platz marschiert. Seinen Pass verlängerte Buga mit der Sohle in die Maschen. Diese beiden sehenswerten Treffer waren die einzigen Höhepunkte des Spiels.

Der sichtlich enttäuschte HSV- Coach Thomas Doll beklagte nach Spielende, seine Mannschaft habe die „Grundtugenden des Fußballs und die richtige Einstellung vermissen lassen“. Während die Rumänen leidenschaftlich kämpften, präsentierte sich der HSV brav, pomadig, passiv und äußerst harmlos.

In der unansehnlichen ersten Halbzeit überließ der HSV den Rumänen weitgehend die Initiative und erarbeitete sich keine einzige echte Chance. Die Rothosen beschränkten sich darauf, mit zum Teil überharten Aktionen den Spielfluss der Rumänen zu zerstören. Diese benötigten 24 Minuten, um das erste Mal gefährlich aufs Tor zu schießen – doch Daniel van Buyten konnte für seinen bereits geschlagenen Torhüter Wächter kurz vor der Linie klären. Kurz vor dem Halbzeitpfiff konnte sich Bukarests Stürmer Nicolae dann darüber freuen, dass Barbarez und Wicky seinen Sprint in Richtung Hamburger Tor nur freundlich eskortierten. Seinen Schuss aus fast 30 Metern konnte Hamburgs Torwart Stefan Wächter dann nicht mehr erreichen.

In der zweiten Halbzeit bemühte sich der HSV zwar, das Spiel stärker in die gegnerische Hälfte zu verlagern, blieb aber weiter ungefährlich. Ein Kopfball von van Buyten (52.), der den Bukarester Kasten nur knapp verfehlte, blieb die einzige nennenswerte Hamburger Möglichkeit. Der HSV, für den Klingbeil und Kucukovic anstelle von Barbarez und Trochowski in den zweiten Durchgang gingen, agierte ideenlos, umständlich und ab der 67. Minute in Unterzahl. Der bereits verwarnte Nigel de Jong hatte versucht, den ihm vom vom Fuß geprallten Ball rustikal zurückzuerobern und sah dafür völlig zu Recht die gelb-rote Karte.

Derart dezimiert versuchte der HSV mit Blick auf das Rückspiel nur noch den knappen Rückstand zu verwalten. Dieser Minimalisten-Kick wurde jedoch bestraft: Van Buyten sah sich in der 88. Minute überfordert, den ihn umkurvenden Niculae effektiv zu stören, Klingbeil mochte Buga nicht daran hindern, den Ball mit der Sohle an Wächter vorbei aus fünf Metern ins Tor zu verlängern.