Kitas droht die Streiklawine

Tarifkonflikt im öffentlichen Dienst: Acht Kindertagesstätten sollen heute geschlossen bleiben. Erzieher fordern, dass Betreiber in Arbeitgeberverband zurückkehrt. Auch Hochschulen und Staatsbibliothek im Warnstreik. Zentrale Demo zum Gänsemarkt

von KAIJA KUTTER

Der Tarifkonflikt im öffentlichen Dienst erreicht jetzt auch Hamburgs Kinder und Eltern. Wie die Gewerkschaft ver.di mitteilt, sollen heute früh die ErzieherInnen von acht Kitas der „Vereinigung Hamburger Kindertagesstätten“ in den eintägigen Warnstreik treten. Sie sind aufgerufen, zum Gewerkschaftshaus zu kommen und von dort Richtung Gänsemarkt zu demonstrieren, sagte gestern ver.di-Sprecherin Sabine Bauer. Ziel sei, dass die Kitas „von Dienstbeginn bis Dienstschluss zubleiben“.

Die Kita-Vereinigung betreibt 173 Häuser, bestreikt werden nach Auskunft von Betriebsrätin Marina Jachenholz die Kita Am Waldesrand in Rahlstedt, an der Blostwiete (Barmbek), in der Elisenstraße (Hohenfelde), in der Glashüttenstraße (Karolinenviertel), in der Martinistraße (Eppendorf), in der Mendelstraße (Bergedorf), in der Vizelinstraße (Lokstedt) sowie am Zeiseweg in Altona. Ausgewählt wurden die Kitas nach der Höhe des gewerkschaftlichen Organisationgrades.

Weil die ErzieherInnen aber über die Kürzungspolitik erbost seien, schließt Jachenholz nicht aus, dass auch KollegInnen streiken werden, die nicht zu ver.di gehören. So seien einige auch Mitglied in der GEW, die den Ausstand unterstützt. Zudem streiken heute die Hausmeister dreier Finanzämter sowie Angestellte von Hochschulen und der Staatsbibliothek.

Im Falle der Kita-Vereinigung handelt es sich um einen besonderen Konflikt, trat doch Geschäftsführer Martin Schaedel schon im Herbst 2004 aus der Arbeitsrechtlichen Vereinigung Hamburg (AVH) aus, um bei den ErzieherInnen niedrigere Gehälter durchzusetzen. Anstoß dafür waren die vorangegangenen Kürzungen im Kita-Etat durch Sozialsenatorin Birgit Schnieber-Jastram (CDU). Darüber hinaus wollen die Streikenden auch in den Kitas die 38,5-Stunden-Woche verteidigen. Eine Arbeitszeitverlängerung, so Jachenholz, „würde zwangsläufig Personalabbau zur Folge haben“.

„Tarifflucht lohnt sich nicht, das muss die Geschäftsführung der Vereinigung begreifen“, erklärt ver.di-Chef Wolfgang Rose. Schaedel riskiere eine „Streiklawine“. Die Verhandlungen über die Rückkehr der Kita-Vereinigung in die AVH gestalten sich laut Bauer „sehr schleppend“. Schaedel wolle erst in den Arbeitgeberverband zurückkehren, „wenn seine Bedingungen erfüllt sind“, berichtet Jachenholz. Sein Ziel sei, die Gehälter der ErzieherInnen abzusenken, weil sie über dem Bundesschnitt lägen. Bereits gekürzt wurden die Entgelte für die rund 700 Hausarbeiterinnen: Wer von ihnen weniger als 15 Jahre beschäftigt war, verdient 30 Prozent weniger.

Von der Geschäftsführung war gestern keine Stellungsnahme zu bekommen. Schaedel war im Urlaub, seine Co-Geschäftsführerin Hedi Colberg-Schrader konnte nicht mit der Presse reden: Sie müsse „Notmaßnahmen vereinbaren“.