Nationalisten machen’s alleine

Obwohl Mitveranstalter abspringen, soll eine türkische Demo zum Thema Armenien am 18. März stattfinden

Obwohl ein großer Teil der Mitglieder das Organisationskomitee verlassen hat, soll die von türkischen Gruppen in Berlin geplante Demonstration zu Ehren des türkisch-osmanischen Politikers Talat Pascha am 18. März stattfinden. Das teilten gestern die verbliebenen Mitglieder des Veranstalterkomitees mit. Der Zusammenschluss der Veranstalter besteht derzeit mit dem Bundesverband der „Vereine zur Förderung des Gedankenguts Atatürks“, der Arbeiter-Partei (Isci Partisi) und deren Fernsehprogramm National-Kanal nur noch aus nationalistisch orientierten Organisationen.

Talat Pascha war als Innenminister und Regierungschef des Osmanischen Reiches mitverantwortlich für die Vertreibung und Vernichtung der armenischen Bevölkerung. Im März 1921 war der Politiker im Berliner Exil von einem armenischen Studenten ermordet worden.

Der Bundestag hatte die Vernichtung der Armenier im Osmanischen Reich in einem Beschluss vom Juni 2005 als Völkermord deklariert. Dagegen wollen die Veranstalter der angemeldeten Großdemonstration protestieren. Unter dem Motto „Nimm deine Flagge und komm nach Berlin!“ wollen sie die Aufhebung des Bundestagsbeschlusses erreichen. „Wir werden fünf Millionen Türken in Europa auf die Beine bringen“, kündigen sie in ihren Aufrufen an. Wie viele Menschen zu der Demo in Berlin kommen, ist derzeit schwer abzuschätzen: In ersten Stellungnahmen der Veranstalter im Februar war von „mehreren Zehntausend“ die Rede.

Zu den Vereinen, die sich aus dem Organisationskomitee zurückgezogen haben, gehören die Türkischen Sozialdemokraten, die Türkische Gemeinde Berlin, die islamische Organisation Ditib, der Türkisch-Deutsche Unternehmerverband sowie die Berliner Abteilung des „Vereins zur Förderung des Gedankengutes Atatürks“.

Ein Verbund aus türkischen und kurdischen Vereinen sowie der Aktion Sühnezeichen plant unterdessen mehrere Gegenveranstaltungen für den 18. März. Unter dem Stichwort „Schwierigkeiten des Erinnerns – der Völkermord an den Armeniern“ sind unter anderem eine Stadtrundfahrt zu historisch relevanten Orten „armenisch-deutsch-türkischer Beziehungsgeschichte“ sowie ein Vortrag über Talat Pascha geplant. awi