Warnung vor Verwahrbetrieben

RECHTSANSPRUCH Bremer Vorschulexpertin Ilse Wehrmann fordert Qualitätskontrollen für Kitas

Angesichts des Rechtsanspruchs auf einen Krippenplatz wies die Bremer Vorschulexpertin Ilse Wehrmann auf massive Qualitätsprobleme der Betreuung unter Dreijähriger hin. Oft würden die Finanzkraft der Eltern und der Kommune oder gar das Familienbild eines Bürgermeisters die Güte der Krippenarbeit prägen, kritisierte sie. „Wir brauchen eine Qualitätskontrolle“, forderte die ehemalige Vorsitzende der Bundesvereinigung Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder.

Kinder würden „ein Leben lang“ von einer hohen Betreuungsqualität in der Krippe profitieren. Diese habe „noch weitergehende Auswirkungen als später in den Kindertagesstätten“, so die Erzieherin und promovierte Sozialpädagogin. Es gehe gar nicht darum, Wissen zu vermitteln. Aber: „Sprechen, laufen, bewegen, soziale Kompetenzen wie Frustrationstoleranz, der Umgang mit Konflikten – das geht alles im Alter unter drei Jahren los.“ Deshalb sei es wichtig, eine bundeseinheitliche Grundstruktur für die Einrichtungen zu schaffen.

Dabei gehe es auch um Gruppenstärken und Personalschlüssel. „International üblich sind drei Kinder auf eine Erzieherin.“ Niedersachsen schreibe dagegen eine Erzieherin und eine Helferin auf 15 Kinder im Alter von acht Wochen bis dreieinhalb Jahren vor. „Das ist nur noch Aufbewahrung. Da fehlt die Zeit, um den Kindern soziale und emotionale Erfahrungen zu vermitteln.“ Erhebliche Schwierigkeiten stehe den Kommunen überdies aufgrund der Wahlfreiheit zwischen Kita und Tagespflege ins Haus.

Wenn nicht genügend Geld für die Bildungsarbeit in Krippen und Kitas investiert werde, könnten bei den Kindern irreparable Schäden entstehen, warnte Wehrmann. „Deshalb bin ich dafür, früh zu investieren, um nicht spät zu reparieren.“ An dieser Stelle sei die Bundesregierung gefordert. „Das können wir nicht den Kommunen überlassen.“

Eine zentrale Finanzierung würde nach Wehrmanns Überzeugung einen „Qualitätsschub“ auslösen, der regelmäßig von trägerunabhängigen Instituten überprüft werden müsste. „Wir gucken jetzt nicht hin, wie mit den Kindern umgegangen wird.“ Oft seien die Erzieher auch gar nicht auf die besonderen Anforderungen in den Krippen vorbereitet. „Da fehlen entwicklungspsychologische Grundlagen.“  (epd)