FOTOSTRECKEN, HOLZBRETTER
: Mannis Männer

Mit der Maus würde er auch gerne zelebrieren

„Es gibt noch kein Männermagazin in Deutschland, das Luxus nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch zelebriert“, sagte die Chefredakteurin von L’Officiel Hommes Germany. Holger hielt sich die Rippen vor Lachen. Mit der Maus würde er auch gern mal was zelebrieren, rein optisch versteht sich. Man wolle weniger erklären als inspirieren, sagte sie, und Holger fand, dass das schon ganz prima funktionierte, bei ihm zumindest.

Jedenfalls war er gleich nach der Zeitungslektüre losgerannt, hatte auf dem Weg in die Galerie ein paar Verschalungsbretter von der Townhousebaustelle in der Schwedter mitgehen lassen und sprang nun, dampfend vor Energie, in Mannis Büro herum und baute einen seiner Cluster, organische, „down-to-earth“-Versionen visualisierter Netzwerke à la TouchGraph. „The Art of Social Netz“ hieß die Werkreihe ganz richtig.

Manni stand mit über der Brust verschränkten Armen in einer Ecke und sah zu, wie Holger den Akkuschrauber kreisen ließ und die Bretter haarscharf an den Blumenvasen und Computerbildschirmen vorbeiflogen. Ehrlich gesagt ging ihm Holger mit seinem Radau im Augenblick ziemlich auf den Senkel, der Lärm, der Staub ,und Holgers großspuriges Gefasel über Public-Domain-Kunst neulich hatte er auch noch nicht restlos verdaut. Von der Geschichte mit der Maus vom Männermagazin konnte er ja nichts ahnen. Aber als Holger die Handschuhe auszog, den Schrauber beiseitelegte und der Cluster wie eine dreidimensionale Mandelbrotmenge im Raum stand, war er doch wieder überrascht.

Täuschte er sich, oder war das hier ein 1-a-Sinnbild des gern in opulenten Fotostrecken dokumentierten fraktalen Verhältnisses anspruchsvoller, mode- und stilaffiner „urban males“ zu … Man muss es aussprechen, dachte Manni, sonst ist es nicht wahr: … zu Scheiße?

SASCHA JOSUWEIT