Mehr ist manchmal doch eher weniger

SCHULE Mehr Schüler, mehr Lehrer, mehr Schulen: Zum Schulstart verkündet Senatorin viel Zuwachs

Sie ist Ritual und oft Rechenstunde: die Pressekonferenz der Senatsbildungsverwaltung zum Schuljahresbeginn. Erfolge werden dabei meist als Zuwächse vermeldet – mehr Lehrer, mehr Erzieher, mehr Geld für Schulen.

Doch dass ein Mehr auch einige Weniger nach sich ziehen kann, musste Schulsenatorin Sandra Scheeres (SPD) diesmal verkünden. Zuwachs gibt es nämlich vor allem bei den Schülerzahlen: Knapp 5.000 mehr davon sind im Vergleich zum Vorjahr an den Schulen, 2.000 allein an den Grundschulen. Ein Zuwachs von 1,5 Prozent, mit weiteren 5 Prozent rechnet die Senatsbildungsverwaltung in den nächsten fünf Jahren.

Das Mehr an neu eingestellten Lehrkräften – 1.400 statt 1.200 wie zum vergangenen Schuljahr – dient deshalb ebenso wie das Mehr im Etat der Senatsbildungsverwaltung vor allem der Kompensation dieses Zuwachses: Mehr Lehrkräfte und vor allem mehr Räume werden jetzt gebraucht, nachdem Berlin wegen noch bis zum vergangenen Schuljahresbeginn sinkender Schülerzahlen jahrelang Schulen geschlossen hat. Doch „die Zeit ist vorbei“, so Scheeres am Donnerstag. 16 Millionen Euro 2014, 9 weitere im folgenden Jahr will sie in Schulaus- und -neubauten investieren.

Andere Projekte müssen dafür warten – etwa die Inklusion von Kindern mit besonderem Förderbedarf in die Regelschulen. Für dafür nötige Umbauten etwa für SchülerInnen im Rollstuhl sind in den beiden kommenden Jahren nur je eine Million Euro im Topf. Zudem will Scheeres die Fortbildung der PädagogInnen in Sachen Inklusion verbessern. Die geplante komplette Abschaffung der einst Sonderschulen genannten Förderzentren wird aber verschoben: „Ich setze eine Reform nicht um, wenn ich nicht das nötige Geld dafür zur Verfügung habe“, begründet Scheeres das.

Frühere Deutschförderung

Umgesetzt werden dagegen zwei andere Neuerungen: die 100.000-Euro-Finanzspritze für „Schulen in schwieriger Lage“ und die zeitlich vorgezogene Durchführung des Deutschtests für Kinder vor der Einschulung. Beides sind Ideen von SPD-Fraktionsführer Raed Saleh, eigentlich kein ausgewiesener Bildungspolitiker, mit dem sich die Senatorin dennoch „ganz einig“ gewesen sein will. In den Genuss des Extrageldes sollen ab 2014 Schulen kommen, deren SchülerInnen zu mehr als 75 Prozent aus Familien kommen, die Sozialleistungen beziehen. Das Vorziehen der Deutschtests um ein halbes Jahr soll wiederum eine bessere, da längere Förderung von Vorschulkindern mit schlechten Deutschkenntnissen ermöglichen.

Auch ein positives Weniger hat Scheeres am Ende zu vermelden. Gesunken ist die Zahl dauerkranker Lehrer: von 1.400 auf etwa 1.100 – immer noch genug Personal für zehn große Schulen.

ALKE WIERTH