Jörg Sundermeier sichtet die soziale Lage in der Stadt

Am heutigen Montagabend wird in der Baiz über „Sicherheit durch Verunsicherung“ gesprochen, also über die Herbeiredung einer Gefahr, die wiederum zu umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen führt. So kann der Staat nach innen aufrüsten, die Bürgerinnen und Bürger ihrerseits machen dabei bereitwillig mit – da sie glauben, die Sicherheitslage habe sich akut verschlimmert, auch wenn dem nicht so ist. Der Rechtsanwalt Peer Stolle referiert. Am morgigen Dienstag wird im Archiv der Jugendkulturen eine interessante Rückschau gehalten. Der Musikwissenschaftler und intime Kenner der DDR-Szene Michael Rauhut spricht über „Parka, Iro, schwarzes Leder. Popmusik und Jugendkulturen in der DDR“. Ein lohnendes Thema, weil die Bluesmessenbesucher in der DDR doch noch mal sehr andere Persönlichkeiten waren als jene Parkaträger und Hippies im Westen. Auch dies eine Veranstaltung in der lobenswerten Reihe „Das Begehren, anders zu sein und das Ende der DDR“. Am Mittwoch wird in der K9 die „Feministische Globalisierungskritik“ beleuchtet – und das nicht unkritisch. Die Referentin Friederike Habermann wird sicher nicht auf essenzialistische Sichtweisen eingehen, die manchen Feministinnen noch eigen ist, sondern sich tapfer postkolonial um die Verwobenheit von „gender“, „race“ und Globalisierungsprozessen kümmern. Auch diese Veranstaltung ist Teil einer Reihe, „reclaim feminism“ ist deren Name. Am Freitag schließlich wird im Mehringhof über die neue Rolle des einst am schlimmsten kolonialisierten Kontinents gesprochen, und das unter dem Titel „Schlafender Riese Afrika?“ Holla, kommt die Befreiung doch aus Afrika? Wird am Ende etwa Althussers Geist beschworen? Nein, nein, der Journalist Uwe Hoering spricht über das Agrarbusiness und seine Folgen für die Weltpolitik.

■ Verunsicherung: Baiz, Christinenstr. 2, Mo, 20 Uhr

■ DDR-Jugend: Archiv d. Jugendkulturen, Fidicinstr. 3, Di, 19.30 Uhr

■ Feministische Globalisierungskritik: K9, Kinzigstr. 9, Mi, 19 Uhr

■ Agrarbusiness + Afrika: Mehringhof, Gneisenaustr. 2a, Fr, 19 Uhr