VORMERKEN
: Vom Leben (das nicht zuletzt das Sterben meint) im Totalitarismus: In der Böll-Stiftung wird die Gulag-Forschung von Memorial vorgestellt

Um die Grausamkeiten totalitärer Systeme nicht nur abstrakt zu beschreiben, bedarf es vor allem der Stimmen der Menschen, die darunter leiden und gelitten haben, beispielsweise in der Sowjetunion. In dem Projekt „Die letzten Zeugen“, das morgen in der Heinrich-Böll-Stiftung präsentiert wird, geht es daher um individuelle Schicksale im Repressionssytem Gulag, von dem man sich im Westen seit den Schilderungen Alexander Solschenizyns über den Alltag in den sowjetischen Arbeitslagern eine Vorstellung machen konnte. Ein Thema, das in Russland noch häufig tabuisiert wird. Dagegen arbeitet im Land die Organisation Memorial an, die für ihr Projekt seit über zehn Jahren Interviews mit Gulag-Überlebenden und deren Angehörigen aufzeichnet. Dabei geht es um das Menschliche in einer unmenschlichen Wirklichkeit, es geht um die Probleme, die auf eine Familie zukamen, wenn ein Angehöriger in einem „Besserungsarbeitslager“ verschwand, und welche Strategien zum Überleben entwickelt wurden. Ergänzt werden die Berichte von Memorial durch Filmausschnitte und eine anschließende Diskussion. ST

■ Leben im Totalitarismus. Oral-History-Forschung von Memorial in Russland: Heinrich-Böll-Stiftung, Schumannstraße 8. Dienstag, 19 Uhr. Mit russisch-deutscher Simultanübersetzung. Eintritt frei