Vulkan sorgt für Ausnahmezustand

ISLAND Nach den Aktivitäten des Eyjafjallajökull wartet die Region auf den Ausbruch des Hekla

STOCKHOLM taz | Nach dem Ausbruch des Eyjafjallajökull in Island haben die Behörden für die Region den Ausnahmezustand ausgerufen. Rund 500 BewohnerInnen aus Ortschaften und Gehöften am Fuße des Gletschervulkans wurden evakuiert, die Flughäfen in Reykjavík und Akureyri geschlossen. Menschen sollen nicht zu Schaden gekommen sein. Nach dem Alarm habe man eine Viertelstunde Zeit gehabt, um den Hof zu verlassen, berichtete Bauer Ólafur Eggertsson im Rundfunk: „Aber wir wissen, dass so ein Vulkan kein toter Berg ist. Wir, die da leben, sind vorbereitet.“

Der Vulkanausbruch kurz vor Mitternacht in der Nacht zum Sonntag kam nicht unerwartet. Seit Ende Dezember hatte das vulkanologische Zentrum der Universität Reykjavík das kräftige Nachströmen von Magma und eine wachsende Erdbebenaktivität gemeldet. Messstationen hatten sich um mehrere Zentimeter verschoben, und seit Anfang März waren im Gebiet um den Vulkan an manchen Tagen mehrere hundert leichter Erdstöße registriert worden. Der letzte Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull ereignete sich im Jahre 1823.

Nach Luftbeobachtungen soll sich ein Riss von etwa 1 Kilometer Länge geöffnet haben. An mindestens 16 Stellen könne man das Austreten von Magma beobachten. Der Ascheausstoß wird von den Behörden als gering eingestuft, die Gefahr einer Überschwemmung bestehe momentan nicht. Bei Vulkanen, die von Gletschern bedeckt sind, besteht ansonsten auch immer die Gefahr einer plötzlichen Freisetzung großer Schmelzwassermengen. Durch die Wärme des Ausbruchs werden schnell gewaltige Eismassen des Gletschers geschmolzen. Baut sich der Druck in diesem unter dem Eis liegenden See ausreichend auf, kann die vorgelagerte Eisschicht durchbrochen werden.

1996 hatte es am Vatnajökull einen solchen großen „Gletscherlauf“ gegeben. Hier stürzten sich fast 50.000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde ins Tal. Auch dieses Ereignis hatte sich tagelang vorher angekündigt, sodass es nur zu Sachschäden kam.

Neben dem Ausbruch des relativ kleinen Eyjafjallajökull erwartet man in Island derzeit vor allem einen bevorstehenden Ausbruch des Vulkans Hekla. Dieser liegt wie auch der Eyjafjallajökull im Süden der Insel und gehört zu den aktivsten isländischen Vulkanen. Zuletzt war er im Jahr 2000 ausgebrochen. VulkanforscherInnen rechnen allgemein mit steigender Vulkan- und Erdbebenaktivität in Island. Seit 1902 hat es rund 40 Vulkanausbrüche gegeben.