Bei Max Bahr wird Zuversicht verkauft

INSOLVENZ Noch sind die Regale gefüllt in den Bremer Filialen der insolventen Hamburger Baumarkt-Kette Max Bahr. Für die gut laufenden Geschäfte werde sich schon bald ein Käufer finden, hofft der Betriebsrat

Johann Jacob Heinrich Bahr gründete 1879 in Bramfeld eine Stellmacherei für Wagenräder und Wagengestelle. Sein Sohn Max übernahm 1906 den elterlichen Betrieb und stieg 1927 in den Holz-Einzelhandel ein.

Im Zuge des Do-it-yourself-Booms wurde 1963 der erste Max-Bahr-Baumarkt in Rissen eröffnet. 78 Filialen waren es, vier in Bremen, bevor Praktiker in die Krise geriet.

Der Umsatz 2011 lag bei 695 Millionen Euro, die Zahl der MitarbeiterInnen bei 3.700.

Von Praktiker übernommen wurde Max Bahr im Jahr 2007.

Erst kürzlich wurden 57 Praktiker-Märkte zu Max-Bahr-Märkten umgeflaggt. Bundesweit firmieren noch 168 Märkte unter dem Namen Praktiker. Bremer Kunden werden im Internet nach Oldenburg empfohlen.

Der Umsatz der Praktiker-Gruppe lag 2012 bei drei Milliarden Euro, der Verlust bei 189 Millionen Euro.

Elombo Bolayela, Bürgerschaftsabgeordneter der SPD, steht in einer kleinen Menschentraube. Alle wollen etwas von ihm. Der Eine fragt, ob man bestimmte Furnier-Platten auch einzeln bekommt, jemand anderes möchte eine Farbe angemischt haben, und eine Frau ein Teppich-Muster mit nach Hause nehmen. Und Bolayela gibt fachkundig Auskunft.

Mit SPD-Politik hat das nichts zu tun: Bolayela ist von Beruf Fachverkäufer bei Max Bahr und stellvertretender Betriebsrat in der Filiale Stresemannstraße. In diesen Tagen, in denen die Politik noch in den Sommerferien ist, muss er richtig ran, denn seit dem 25. 7. steht die Baumarkt-Kette unter Leitung eines Insolvenzverwalters, und die Leiharbeiter, die sonst die eigenen Verkäufer unterstützt haben, sind weg. Man findet also noch weniger Personal als sonst. Man findet aber auch weniger Kunden: Die Insolvenz-Nachricht verstehen manche offenbar so, als sei der Laden dichtgemacht worden.

Auch auf einen Ausverkauf mit großen Rabatten zu spekulieren wäre offenbar falsch – „Um Gottes willen!, wir sind eigentlich sicher, dass es das nicht geben wird“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Peter Goor.

Bis Ende September hat der Insolvenzverwalter Zeit, einen Investor zu finden. Goor ist zuversichtlich, dass Max Bahr bestehen bleibt, immerhin ein gut eingeführter Name in der Branche. Die Insolvenz sieht er als bloße Folge der Insolvenz des Mutterunternehmens Praktiker, auch wenn Max Bahr zuletzt defizitär war: Im ersten Quartal 2013 weist der Bericht bei einem Umsatz von 204 Millionen Euro einen Verlust von 37 Millionen aus, und im gesamten Jahr 2012 waren es 189 Millionen Euro Verlust. Aber es gebe eben viele gesunde Märkte, und der in der Stresemannstraße zähle dazu.

Von den insgesamt 280 Praktiker- und Max-Bahr-Baumärkten hätten 180 eine Perspektive, glaubt Max-Bahr-Gesamtbetriebsratschef Ulrich Kruse. Vor allem denkt er da an die 78 Max-Bahr-Baumärkte. Auch die Zentrale in Hamburg müsse wohl mit Einschnitten rechnen, wenn sie überhaupt bestehen bleibe „und der Verkauf nicht an jemanden geht, der schon eine Zentrale hat“, sagte Kruse.

Noch merkt man in der Filiale in der Stresemannstraße nichts von der Insolvenz. Die Regale sehen voll aus, auch wenn seit dem 25. 7. nichts mehr nachgeliefert wurde. Neue Ware werde bald kommen, so Goor. Nur auf Risiko-Produkte werde der Insolvenz-Verwalter verzichten müssen. Ach ja, und die Mitarbeiter feiern ihre Überstunden ab. Man weiß ja nie, was nach dem Insolvenzgeld kommt. „Ist doch klar, dass es weitergeht“, findet Bolayela, „aber ein wenig Verunsicherung ist doch da.“

KLAUS WOLSCHNER