Heute auch ganz ohne R

MUSCHEL-SAISON

Wenn man’s genau nimmt, dann hat die Muschel-Saison natürlich schon begonnen, jedenfalls in den Niederlanden. Im Juli. Andererseits sind ja aber noch gar keine frischen Muscheln aus Niedersachsen auf dem Markt. Nein, das nichts mit den R-Monaten zu tun. Dass es nur von September bis April Muscheln gibt – „das ist schon lange nicht mehr so“, sagt Manuela Gubernator, die Sprecherin der niedersächsischen Muschelfischer. Also feiern sie am kommenden Freitag das Muschelfest, diesmal in Greetsiel, Landkreis Aurich.

Gerade mal vier Muschelfischereibetriebe gibt es in Niedersachsen, und die haben bis jetzt noch nichts verkauft – ihre Tiere haben grad nur einen Fleischanteil von einem Viertel, dabei sind deutlich über 30 Prozent drin. Die Erwartungen an die Saison sind eh „relativ mager“, sagt Gubernator – „naturgemäß“: In den vergangenen beiden Jahren gab’s kaum Jungmuscheln. Auch in Schleswig-Holstein haben sie nur vier Betriebe, in den Niederlanden dagegen 80. Dort werden alle hiesigen Muscheln verkauft, auf der Auktion in Yerseke. Einen echten Einfluss auf den Markt haben die norddeutschen Muschelfischer nicht.

Also müssen die heimischen „Bauern der Meere“, wie sie sich gerne nennen, vom letzten Jahr zehren – einem guten Jahr. Auf den Wildbänken in den niedersächsischen Küstengewässern etwa gab es letzte Saison zwar nur 2.000 Tonnen Speisemuscheln, aber die erzielten recht hohe Preise. Bekam man 2000 für das Kilo Miesmuscheln noch 66 Cent, waren es 2011 im Schnitt 1,63. Inzwischen werden gar keine aktuellen Erzeugerpreise mehr veröffentlicht – weil es so wenig Betriebe gibt.

Deren Lage wird wohl auch nicht besser werden. Das liegt zum einen daran, dass die pazifische Auster sich zunehmend dort ausbreitet, wo sonst die Muschel saß. Aber auch am „Kabelsalat“ der Offshore-Industrie, wie Gubernator sagt, an den immer weiter vertieften Flüssen und am Jade-Weser-Port. Existenzbedrohend sei die Lage für die heimischen Muschelfischer aber noch nicht.  MNZ