Journalist und Zeuge

Castilla hat die Verbindungen der politisch Mächtigen und der Viehzüchter zu den paramilitärischen Gruppen unermüdlich angeprangert

Der kolumbianische Journalist Clodomiro Castilla ist ermordet worden. Der 50-Jährige war Herausgeber der Zeitschrift El Pulso del Tiempo und Radiomoderator. Mit seinem Programm „La Voz de Montería“ war er jeden Morgen mit seinen Kollegen zwei Stunden auf Sendung. Beim Lesen eines Buches auf der Terrasse seines Hauses wurde er am Freitagabend von Auftragsmördern getötet.

Nach den Worten von Castillas Frau Gilma Ojeda hatte ihr Mann, Vater von vier Kindern, schon seit Längerem Morddrohungen erhalten, weil er dem Einfluss rechtsextremistischer Todesschwadronen in der Provinz Córdoba nachgespürt hatte. Den paramilitärischen Gruppierungen, die von Großgrundbesitzern gegründet wurden, werden Massaker an der Zivilbevölkerung, gewaltsame Vertreibungen, Drogenhandel und Geiselnahmen angelastet.

„Es schmerzt sehr, das Land darüber informieren zu müssen, dass Killer gestern Nacht in der Stadt Montería den Journalisten Clodomiro Castilla ermordet haben.“ Kolumbiens Präsident Álvaro Uribe gab sich erschüttert und setzte 19.000 Euro Belohnung für die Ergreifung der sicarios, der Auftragsmörder, aus. Es berührt tatsächlich peinlich, dass sich der demnächst aus dem Amt scheidende Álvaro Uribe erschüttert gibt, während dessen Präsidentschaft vor allem Kongressabgeordnete und Senatoren seiner Partei wegen erwiesener Kumpanei mit den Todesschwadronen reihenweise in den Knast wanderten.

Über die Provinz Córdoba weiß Präsident Uribe bestens Bescheid, „bis zum Blatt, das sich an einem Baum bewegt“, schreibt die kolumbianische Journalistin Constanza Viera in ihrem Blog. Hier trieb Salvatore Mancuso, die Nummer zwei der paramilitärischen Selbstverteidigungsgruppen Kolumbiens, lange sein Unwesen, bis er im Mai 2008 als Drogenhändler an die USA ausgeliefert wurde.

„Clodomiro Castilla hatte unermüdlich die Verbindungen der politisch Mächtigen und der Viehzüchter zu den paramilitärischen Gruppen in der Provinz Córdoba angeprangert“, sagte Iván Cepeda, Direktor der Menschenrechtsorganisation Bewegung der Opfer von Staatsverbrechen. Castilla trat mehrfach als Zeuge in Prozessen gegen lokale Politiker und Großgrundbesitzer in Córdoba auf. JÜRGEN VOGT