Ganz schön heißer Sommer

WETTER UND NICHTWETTER

Das Wetter sorgt stets für etwas Geselligkeit. Momentan sogar noch ein wenig mehr

Manchmal kann es das Deutsche auch ganz knapp, geradezu unwirsch. Gerade mal zwei Buchstaben reichen ihm, um eine Sache in ihr Gegenteil zu verkehren. Einfach ein „un“ vors Wort geklemmt, und schon ist aus dem gerade noch tätigen Menschen ein fauler Hund geworden. Unehrlich ist nicht ehrlich, ein Unding. Tiefe/Untiefe. Womit man endlich in seichten Gewässern ist.

Reden wir also vom Wetter. Das macht man immer dann, wenn man sonst nichts zum Plaudern hat. Das Wetter sorgt stets für etwas Geselligkeit. Momentan vielleicht sogar noch ein wenig mehr. „Ist das heiß!“, stöhnt es gerade von den einen aus den Ecken. „Nicht auszuhalten!“, schallt es aus dem Schatten zurück, in den sich die anderen zurückgezogen haben.

Tatsächlich hat das Wetter bereits die ersten Opfer in der Stadt gefordert. Von einem Fischsterben war zu hören in dieser Woche, an mehreren Stellen in Berlin. Das ist traurig. So aber ist die Natur. In der kann man sterben. So ist das vorgesehen. Nicht unbedingt vorgesehen in der Natur ist eine Asphaltierung der schönen Landschaft, wie man das in einer Großstadt gerne hat. Das im Zusammenspiel mit einem betagten Kanalsystem war auch der Fische Tod. Ungeklärtes Wasser strömte aus den vollen Auffangbecken in die Spree und die Kanäle, weswegen die Natur sich heftig an die Arbeit machen musste, um mitgeschwemmte Nährstoffe abzubauen. Das erledigen Mikroorganismen. Die brauchen dafür Sauerstoff. Der Sauerstoff fehlte dann den Fischen. Die Fische … aber das hatten wir ja bereits.

Ganz am Anfang dieser verhängnisvollen Kettenreaktion stand der Regen zu Wochenbeginn. Ein heftiger Regen, ja. Aber muss deswegen wirklich von einem „Unwetter“ die Rede sein, wie es die Nachrichtenagenturen bei ihrer Fischmeldung machten? Wenn es mal ein wenig heißer ist und es ein Gewitter gibt, kommt gleich die Warnung vor einem Unwetter. Es regnet stark. Ein Unwetter. Es ist kalt, und es kommt zu Glatteis. Ein Unwetter. Ein Nichtwetter also. Wie ein kleinkindliches „Nein, ich will das nicht!“. Als ob der Mensch gar nicht akzeptieren kann, dass manches halt so ist, wie es ist.

Am Wochenende übrigens wird es mal wieder so richtig warm. So ist das im Sommer manchmal. Alle Wetter aber auch. THOMAS MAUCH