Bayerisches Lob für Gymnasien

Bundeskonferenz der Gymnasial-Direktoren tagte in Bremen und die bayrische Vorsitzende erklärte ihre „volle Zustimmung“ zu Lemkes Umsteuerung in der Bildungspolitik

Bremen taz ■ Lob aus Bayern für die bremische Bildungspolitik ist etwas ganz Besonderes. Solches Lob fand Barbara Loos, Vorsitzende der Bundes-Direktoren-Konferenz und Gymnasial-Leiterin im bayerischen Germering, gestern für Bremens Bildungssenator Willi Lemke. Sein Kurs finde „die volle Zustimmung der Bundesrektorenkonferenz“, erklärte sie. Bremen sei „ein Exot in der deutschen Bildungslandschaft“ gewesen, „wie eine Enklave mit diesen Stufenschulen und was es da gab“. Lemke habe „das Schiff umgesteuert“. Inzwischen sei Bremen „dem Rest der Republik angepasst“, das tue dem „Ansehen des Gymnasiums“ gut.

Anlass des bayerischen Besuches war die Bundestagung dieser Direktoren-Konferenz, in der alle Bundesländer mit ihren Vertretern sitzen. Insbesondere befasste sich die Tagung mit der Föderalismusreform. Die Gymnasial-DirektorInnen sehen die Kulturhoheit der Länder positiv, sind jedoch der Auffassung, dass eine „Vereinheitlichung des Bildungswesens notwendig“ ist. Dass in Nordrhein-Westfalen die 15-Jährigen anderthalb Jahre hinter ihren bayerischen Alters-KollegInnen zurück sind, wie es die Pisa-Studie nahe legt, dürfe nicht als föderale Vielfalt akzeptiert werden, meinte Loos.

Achtjähriges durchgehendes Gymnasium, Zentralabitur, Stärkung der Rolle des Schulleitung – das sind wesentlich Stichworte, bei denen die Bremer Schulpolitik das Lob aus Bayern und dem Rest der Republik erfährt. Völlig abwegig sei es hingegen, betonte Loos, wenn die Leitung sich der Wahl durch das Lehrerkollegium stellen müsse – diese Bremensie wirke einer starken Schulleitung direkt entgegen. Die Disziplinar-Aufsicht in Bayern hingegen ist längst den Schulleitungen übertragen worden, und da Leitung nicht nur mit Mitteln der Bestrafung arbeiten könne, sondern auch belohnen können müsse, liege die Entscheidung über Beförderungen in der Hand der Schulleitung. Diese gebietet auch über einen Etat von einigen tausend Euro, mit dem jedes Jahr sechs Lehrkräfte bedacht werden.

Der Bremer Vertreter in der Konferenz, der Vegesacker Schulleiter Wilfried Hornung, war sichtlich erfreut über die Akzeptanz, die er als Bremer inzwischen wieder genießt. „Unterstützt durch den Koalitionspartner“, habe der SPD-Senator umgesteuert, „jetzt fühlen wir uns in die Reihe der Bundesländer wieder aufgenommen“. Wobei insbesondere in der Oberstufe sein Gymnasium Vegesack Vorreiter für ein ganz anderes Modell ist als das süddeutsche: In der Bremer „Profiloberstufe“ sollen SchülerInnen Fächer übergreifend und problemorientiert in Schwerpunkten lernen. In Bayern, berichtete Barbara Loos, wird gerade wieder der für alle verbindliche Fächerkanon eingeführt – sogar Konzentration auf Leistungsfächer soll es nicht mehr geben. In der Direktorenkonferenz ist darüber offenbar bisher nicht besonders geredet worden, jeder soll seinen Weg versuchen, meinte der Vertreter aus Rheinland-Pfalz, Peter Zimmermann. Der Bremer Hornung ist von dem Bremer Sonderweg in dieser Frage völlig überzeugt.

Der Respekt vor der föderalen Vielfalt hört für die Schulleiter beim Geld auf: Die neue Zuständigkeit der Länder für Personalfragen dürfe nicht so weit gehen, dass reiche Bundesländer ihre Lehrkräfte besser bezahlen können als arme Länder. Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen hat gestern im Bundesrat angeregt, die Nordstaaten sollten sich doch auf eine einheitliche Besoldungsstruktur einigen. „Und die Südstaaten?“, fragte Barbara Loos. Eine Aufteilung Deutschlands „ist nicht sinnvoll“, findet sie. kawe