HAMBURGER SZENE VON FRIEDERIKE GRÄFF
: Der Blumenkrieger

Der Krieger trägt ein Hemd, aber er spricht ja auch vor der Gartengesellschaft im feinen Stavenhagenhaus in Groß-Borstel. Der Krieger ist einer der Pioniere der Gartenguerilla, „das bedeutet eigentlich Kleinkrieg“, sagt die Dame, die die Einführung bei den Gartenfreunden hält. Die Gartenfreunde sind zumeist silberhaarig, sie kennen einander und sagen: „Ich grüße Sie.“ Man könnte meinen, dass es ein eher ungewohntes Umfeld für einen Krieger ist, aber die Gartenfreunde sind voller Interesse und bereit, den Mann für einen der ihren zu halten.

Der Krieger erzählt, dass auch seine Mutter und seine Großmutter „guerilla gardening“ betreiben, so heißt es bei den Trendigeren unter den Gartenkriegern. Seine Großmutter steht auf dem Foto silberhaarig neben einem kleinen Beet, sie ist über 90 Jahre alt und deswegen besteht ihr Kampf eher im Jäten bereits errungener Flächen.

Ihr Enkel zeigt, wie er heimlich Blumen in seiner Wohnanlage gepflanzt hat, er zeigt Bilder aus Los Angeles, wo es rivalisierende Gruppen von Gartenkleinkriegern gibt, und er zeigt Bilder aus Budapest und Essen. Dort pflanzte man eher gesittet und der Pionier deutet an, dass ihm das Primelige nicht so liegt.

Die Gartenfreunde haben auch einmal eine Art Feldzug geführt, sie wollten ein Stück Weg betreuen, aber die Leute, die sie dazu anschrieben, haben nicht mitgemacht und dann haben sie es wieder sein lassen. Aber es gab ein Paar, sagt die Gartenfreunde-Dame, das bei seinen Spaziergängen Efeu-Setzlinge mitgenommen und an Betonwände gesetzt habe. „Oh“, murmeln die Gartenfreunde. Und es weht ein Hauch von Aufruhr durch das feine Stavenhagen-Haus.